Zugsunglück in Italien: Vier Waggons zerschellten

Zwei Züge prallten nördlich der italienischen Stadt Bari frontal aufeinander.
Zwei Züge prallten nördlich der italienischen Stadt Bari frontal aufeinander.APA/AFP/Vigili del Fuoco
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Zwei Zügen kollidierten nahe der süditalienischen Stadt Bari auf eingleisiger Strecke mit hoher Geschwindigkeit. Die Behörden gehen von mindestens 23 Toten aus.

Bei einem Zusammenstoß zweier Regionalzüge auf der Linie Corato und Andria nördlich der süditalienischen Stadt Bari sind laut jüngsten Angaben mindestens 23 Personen ums Leben gekommen. Das sagte der Präsident der Region Apulien, Michele Emiliano. Weitere 50 Passagiere wurden verletzt, darunter mehrere schwer. Es handle sich um eine vorläufige Bilanz, berichteten italienische Medien. "Ich denke es gibt viele Opfer", wird Riccardo Zingaro, Chef der lokalen Polizei, von der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zitiert.

Verletzt wurden vor allem Passagiere, die in den ersten beiden Waggons der Züge saßen. Zu den Toten zählt einer der Lokführer. Zum Schicksal des zweiten Lokführers gab es vorläufig keine Informationen. Beide Züge bestanden aus vier Waggons inklusive Triebwagen. Die ersten beiden sind durch den Zusammenprall gegen 11.30 Uhr vollkommen zerstört. Die demolierten und ineinander verkeilten Waggons wurden mit Hilfe eines Krans getrennt.

Aus den Trümmern wurde auch ein Kleinkind geborgen, das noch am Leben war und mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht wurde. An Bord der beiden Züge befanden sich mehrheitlich Pendler und Universitätsstudenten. Der Unfall ereignete sich auf einer Strecke mit einem einzigen Gleis. Beide Züge sind mit hoher Geschwindigkeit kollidiert. Laut Medien passieren diesen Streckenabschnitt normalerweise rund 200 Züge täglich, ein zweigleisiger Ausbau sei geplant.

Luftaufnahmen zeigten die völlig zerstörten Waggons. Dutzende Rettungsteams versuchten, in die Waggons zu gelangen und die Verletzten zu erreichen. Vermutet wird ein menschlicher Fehler.

Renzi bricht Mailand-Besuch ab

"Die Situation ist dramatisch. Wir rechnen mit einer hohen Zahl von Toten", sagte der Vizepräsident der Region Apulien, Antonio Nunziante. Ministerpräsident Matteo Renzi hat den Familien der Opfer sein Beileid ausgesprochen, man werde nicht ruhen, ehe das Unglück geklärt ist. Er brach einen Besuch in Mailand ab, um von dem Regierungssitz in Rom aus die Entwicklungen am Unglücksort zu verfolgen. Verkehrsminister Graziano Delrio reiste ebenso zum Unglücksort. Delrio bat alle beteiligten Unternehmen um Mithilfe bei der Suche nach der Unglücksursache. Der Bürgermeister von Corato, Massimo Mazzili, postete auf Facebook: "Es ist eine Katastrophe, als ob ein Flugzeug abgestürzt wäre."

Die Bergung wurde dadurch erschwert, dass sich der Unfall in freiem Gelände ohne viel Infrastruktur herum ereignete. Hubschrauber sind im Einsatz. Helfer bezeichneten die Lage als „surreal“.

Das Unglück ist eines der schwersten der vergangenen Jahre in Europa. Zuletzt starben im Februar zwölf Menschen in Bayern, als zwei Regionalzüge nahe Rosenheim zusammenstießen. Im Juli 2013 kamen nahe Santiago de Compostela (Spanien) 80 Menschen ums Leben – ein Hochgeschwindigkeitszug war kurz vor dem Bahnhof zu schnell in eine Kurve eingebogen und entgleist.

APA

(Red./APA)

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