Cape Breton, der Zufluchtsort vor Donald Trump

Little boats in the bay of Dingwall, Cape Breton Highlands National Park, Cape Breton Island, Nova Scotia, Canada, North America
Little boats in the bay of Dingwall, Cape Breton Highlands National Park, Cape Breton Island, Nova Scotia, Canada, North America(c) Michael Runkel / robertharding / (Michael Runkel)
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Cape Breton hat eine Marktnische besetzt. Die Insel preist sich Trump-freies Urlaubsparadies und potenzielles Auswanderungsziel für Amerikaner an. Das zahlt sich aus.

Ottawa. Für Cape Breton, die malerische Insel an Kanadas Atlantikküste, ist 2016 ein gutes Tourismusjahr. Das liegt nicht nur an der landschaftlichen Schönheit dieses Teils der Atlantikprovinz Neuschottland.

Eine Werbekampagne, die Cape Breton als Trump-freies Paradies und Auswanderungsziel von US-Amerikanern angepriesen hat, die im Fall eines Wahlsiegs von Donald Trump ihr Land verlassen möchten, ist dort gut angekommen. Von einem „Trump Bump“, einer „Trump-Beule“, spricht Mary Tulle, Chefin des Tourismusverbandes Destination Cape Breton, die eine deutliche Zunahme der Buchungen gegenüber dem Vorjahr registriert. Sie führt dies auf die Bemühungen von Destination Cape Breton zurück, aber auch auf den phänomenalen Zuspruch, den die Website Cape Breton If Trump Wins (www.cbiftrumpwins.com) findet.

Im Februar hat Rob Calabrese, Discjockey des Lokalradios The Giant 101.9 in Sydney auf Cape Breton, die Website gestartet und für seine unter Abwanderung von Menschen leidende Heimat als Zufluchtsort für US-Amerikaner geworben, denen ein möglicher Wahlsieg von Trump bei der Präsidentenwahl im November Angst einjagt. Er pries seine Heimatregion als offen an und setzte sie damit in Gegensatz zu Trump, der Mauern bauen will. Innerhalb einer Woche verzeichnete die Website, die weltweit in wenigen Tagen bekannt wurde, mehr als eine halbe Million Besucher.

Satte Zuwächse im Tourismus

Die Tourismus-Website von Cape Breton (www.cbisland.com) hatte ebenfalls einen dreifach stärkeren Verkehr. Bereits im April ging die Zahl der Übernachtungen in den Hotels und Bed&Breakfast-Pensionen in die Höhe.

Jetzt wurden die Zahlen für den Sommer veröffentlicht: Im Mai kamen um 24 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr, im Juni um 15 und im Juli 14 Prozent mehr. Über das ganze Jahr ist bisher ein Urlauberzuwachs von 14 Prozent zu verzeichnen. Der Tourismusverband stellte zusätzliche Kräfte ein, um Online- und Telefonanfragen beantworten zu können.

„Was für eine Saison 2016!“, sagt Lyne Larade vom Maison Fiset in Cheticamp in einer von der Tourismusbehörde Mitte der Woche verbreiteten Pressemitteilung. „Wir müssen Reisende abweisen, weil wir voll belegt sind und wir nehmen schon Buchungen für 2017.“

Link zum Einwanderungsministerium

„Wir wundern uns immer noch über die Möglichkeiten, die uns Rob Calabreses Website und der ,Trump Bump‘ uns gegeben haben“, sagt Mary Tulle. Bisher verzeichnete die Website von Cape Breton nach ihren Angaben etwa 1,5 Millionen Besucher, etwa ein Drittel davon US-Amerikaner.

Und etliche machen sich offenbar ernsthaft Gedanken, im Fall eines Siegs von Trump nach Kanada auszuwandern. Ob letztendlich tatsächlich der eine oder andere US-Bürger nach Cape Breton zieht, wird sich erst nach der Wahl zeigen. Aber das Interesse besteht jedenfalls, mehr über das Einwanderungsverfahren zu erfahren. Auf seine Website hat Rob Calabrese daher den Link zum kanadischen Einwanderungsministerium gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2016)

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