Spanien: Verseuchter Fisch gefährdet Babys

 Vor allem Thunfisch weist wegen der Verschmutzung des Mittelmeers hohe Quecksilberwerte auf.
Vor allem Thunfisch weist wegen der Verschmutzung des Mittelmeers hohe Quecksilberwerte auf.(c) AFP
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Forscher warnen vor hohen Quecksilberwerten in Speisefischen aus dem Mittelmeer: Vor allem in Spanien sollten Schwangere und Kleinkinder den Konsum von Fisch einschränken.

Madrid. Zur berühmten Mittelmeerdiät, der gemeinhin positive Auswirkungen auf die Gesundheit zugeschrieben wird, gehören bekanntlich viel Gemüse, Olivenöl und Fisch. Doch nicht alles, was aus dem Mittelmeer gefischt wird, ist auch in jeder Hinsicht gesund.

Ein internationales Forscherteam aus 150 Wissenschaftlern hat in der spanischen Hafenstadt Barcelona nun noch einmal daran erinnert, dass vor allem große Speisefische im Mittelmeer, wie etwa Thunfische oder Schwertfische, bedenkliche Mengen des giftigen Schwermetalls Quecksilber im Gewebe ansammeln. Ein Schadstoff, der mit dem Konsum von Fischprodukten in die menschliche Nahrungskette gelange, lautet die Warnung der Forscher.

Warnung an Schwangere

Besonders gefährdet seien Babys, betonen die Experten des Internationalen Netzwerks für Kindergesundheit, Umwelt und Sicherheit (INCHES), die in Barcelona ihre neuesten Forschungsergebnisse austauschten. Die Quecksilberaufnahme könne besonders das noch fragile Nervensystem von kleinen Kindern beeinträchtigen.
„Kinder sind durch die Schadstoffbelastung am stärksten gefährdet“, erklärt Umweltexperte Joan Grimalt vom renommierten staatlichen spanischen Forschungsinstitut CSIC. „Die Tatsache, dass sich ihre Organe noch entwickeln, macht sie verwundbarer gegenüber den toxischen Wirkungen der Schadstoffe.“

Der Umweltchemiker verweist darauf, dass „nach neuesten Forschungsergebnissen der Fisch aus dem Mittelmeer hohe Quecksilberwerte aufweist, die manchmal sogar über den Grenzwerten der Europäischen Union liegen“. Die Quecksilberbelastung des Meeres sei mit der Industrialisierung der Anrainerstaaten, die den Wassergraben zwischen Südeuropa und Afrika als Müllkippe missbrauchen, erheblich gestiegen.

„Die Fische weisen heute fünfmal mehr Quecksilber auf als in der vorindustriellen Zeit“, berichtete indessen der dänische Umweltmediziner Philippe Grandjean auf dem Forschertreffen. Und er machte zugleich klar, dass es nicht einfach sein werde, das Meer wieder zu entgiften: „Die Quecksilberwerte im Wasser zu reduzieren, würde vermutlich Jahrzehnte dauern.“ Doch dafür müsste der Einsatz dieses toxischen Schwermetalls zunächst einmal weltweit stark reduziert werden.

Vorteile größer als Nachteile

Das Forschernetzwerk, an dem auch Wissenschaftler der Universität von München beteiligt sind, empfiehlt schwangeren Frauen, „den Konsum von Fisch zu reduzieren, um so ihre Babys zu schützen“. Besonders gefährdet seien dabei Babys und Kinder in Spanien: „Angesichts des traditionellen Konsums von Fisch in Spanien sind spanische Kinder sehr viel höheren Quecksilberwerten ausgesetzt als Gleichaltrige aus anderen Ländern der Europäischen Union.“

Trotzdem sind sich die Wissenschaftler einig, dass grundsätzlich die Vorteile eines maßvollen Fischkonsums, mit dem der Mensch wichtige Nährstoffe wie Proteine, Mineralstoffe, Vitamine und Omega-Fettsäuren aufnimmt, größer sind als die Nachteile.

Gegen die Mittelmeerdiät haben die Forscher nichts einzuwenden – soweit Schwangere die gebotene Vorsicht walten lassen und ganz allgemein der Verzehr von Meeresprodukten nicht übertrieben wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2016)

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