"Machismus tötet": Argentinien protestiert gegen Gewalt an Frauen

Auch Menschen in Mexiko City solidarisierten sich.
Auch Menschen in Mexiko City solidarisierten sich.REUTERS/Edgard Garrido
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Eine 16-Jährige wurde vor ihrem Tod vergewaltigt und gequält - Tausende Lateinamerikaner solidarisierten sich. In Argentinien stirbt alle 36 Stunden eine Frau durch häusliche Gewalt.

Nach der Vergewaltigung und Tötung einer 16-Jährigen haben tausende Argentinier gegen die Gewalt gegen Frauen in ihrem Land protestiert. Die ganz in Schwarz gekleideten Demonstranten trauerten Mittwochabend in Buenos Aires um Lucia Perez - sie war Anfang Oktober gestorben, nachdem sie mutmaßlich unter Drogen gesetzt, von mehreren Männern vergewaltigt und schwer gefoltert worden war.

Solidaritätskundgebungen gab es in anderen lateinamerikanischen Ländern sowie in Spanien. "Fasst eine von uns an, und wir reagieren alle" sowie "Machismus tötet", stand auf Schildern, welche die Demonstranten mit sich trugen. Unter ihnen waren vor allem Frauen, aber auch Männer protestierten gegen die weitverbreitete Gewalt gegen Frauen in Argentinien. Wenige Stunden vorher hatten bereits tausende Argentinier für eine Stunde ihre Arbeit niedergelegt.

Die 16-jährige Lucia Perez war nach Angaben der Staatsanwaltschaft am 8. Oktober in der Hafenstadt Mar del Plata von mutmaßlichen Drogendealern zur Einnahme von großen Mengen Kokain gezwungen worden. Dann wurde sie von den Männern vergewaltigt und regelrecht aufgespießt. Sie starb durch Herzstillstand. Dann brachten die Täter ihr Opfer in eine Klinik und behaupteten, sie habe eine Überdosis Drogen eingenommen.

235 häusliche Übergriffe an Frauen 2015

Kurz darauf starb die junge Frau, Untersuchungen brachten das wahre Verbrechen ans Tageslicht. Untersuchungsrichterin María Isabel Sanchez sagte, eine derart "furchtbarer" und "wahnwitziger" Fall sei ihr in ihrer gesamten Laufbahn noch nicht begegnet. Zwei 23 und 41 Jahre alte Verdächtige, die dafür bekannt waren, vor Schulen Drogen zu verkaufen, wurden festgenommen.

In Argentinien stirbt amtlichen Statistiken zufolge alle 36 Stunden eine Frau durch häusliche Gewalt. Allein im vergangenen Jahr wurden 235 derartige Straftaten gezählt, in mehr als der Hälfte der Fälle war der Täter der Mann oder Freund oder ein Ex-Partner. Die Organisatoren des Protestmarschs erklärten, es gehe darum, den Mord an Perez zu verurteilen, aber auch eine Kultur, in der Frauen weniger zählen als Männer. Die Demonstranten blockierten mit ihrer Kundgebung mehrere Straßen. Aus den Fenstern umliegender Büros klatschten viele Menschen Beifall.

Gesellschaft habe Weckruf nicht gehört

Auch in Chile, Uruguay und Mexiko sowie in Barcelona und Madrid gingen Menschen zum Zeichen der Solidarität auf die Straßen. Sie folgten damit einem Aufruf der Protestbewegung "NiUnaMenos" (Nicht eine weniger), die in der Vergangenheit schon Kundgebungen mit Hunderttausenden Menschen organisiert hatte.

Eine ihrer Vertreterinnen, Sabrina Cartabia, äußerte sich allerdings skeptisch über den Erfolg der Proteste. Sie warf den Behörden vor, trotz einer Verschärfung des Strafrechts zu wenig zu tun, um derartige Verbrechen zu stoppen. Auch die Gesellschaft habe den "Weckruf" noch nicht gehört, klagte sie. Seit Lucias Tod wurden allein in Argentinien vier weitere Frauen von ihren Männern oder Ex-Partnern brutal ermordet.

(APA)

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