Helikopter-Coup in Schweden: Spur führt nach Bosnien

Der Helikopter für den Coup
Der Helikopter für den Coup(c) EPA (Maja Suslin)
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Ein bosnischer Serbe soll die Fäden hinter dem Hubschrauber-Überfall auf ein Gelddepot in der Nähe von Stockholm gezogen haben. Schwedische Ermittler sind auf dem Weg nach Belgrad.

Einer der Hauptorganisatoren des kürzlich durchgeführten spektakulären Raubüberfalles auf ein Gelddepot in Schweden dürfte laut Belgrader Medienberichte vom Dienstag ein bosnischer Serbe sein. Der Mann, der einst in Schweden lebte und nun seit sechs Jahren in der serbischen Hauptstadt ansässig sei, habe eine reichhaltige kriminelle Vergangenheit, berichtete das Boulevardblatt "Vecernje novosti".

Die Information, dass in Schweden ein Raubüberfall vorbereitet würde, hatte die serbische Polizei anderen Medien zufolge von einem Angehörigen einer serbischen Sondermilitäreinheit erhalten. Die Räuber wollten den Mann angeblich anheuern, dieser habe sich jedoch an die serbischen Nachrichtendienste gewandt, berichtete die Tageszeitung "Blic".

Ex-"Rote Barette" unter Verdacht

Die serbische Polizei habe Schweden darüber informiert, dass einstige Angehörige der Sonder-Polizeieinheit "Rote Barette" einen Raubüberfall in diesem Land vorbereiten würden, bestätigte am Montag Innenminister Ivica Dacic. "Man hat offenbar auf diese Informationen nicht reagiert und den Geldraub nicht verhindert."

Schwedische Ermittler wurden unterdessen laut "Vecernje novosti" für Dienstag in Belgrad erwartet. Der Besuch habe zum Ziel, Informationen auszutauschen und die weitere Mitarbeit der serbischen Polizei in den Ermittlungen sicherzustellen, berichtete das Blatt.

Sechs Verdächtige festgenommen

Die schwedische Polizei hat unterdessen sechs Verdächtige für den Raubüberfall auf das Gelddepot in Stockholm gefasst. Die Männer im Alter zwischen 21 und 38 Jahren würden verdächtigt, an dem Überfall mit einem Hubschrauber auf das Depot beteiligt gewesen zu sein, erklärte die Stockholmer Staatsanwaltschaft am Montag. Laut heutigen serbischen Medienberichten würden sich unter den Festgenommenen auch zwei serbische Bürger befinden. Zur Räuberbande haben demnach auch noch ein Iraner, ein Türke sowie zwei Schweden gehört.

Fünf Verdächtigen wird gewaltsamer Diebstahl vorgeworfen, der mutmaßliche Hubschrauberpilot steht unter dem Verdacht der Beihilfe. Die Gangster hatten sich am vergangenen Mittwoch in der Früh über dem Gebäude im Stockholmer Vorort Västberga abgeseilt und waren kurz darauf mit Säcken voller Geld getürmt. Die Beute dürfte sich schwedischen Medien zufolge auf umgerechnet 6,3 Millionen Euro belaufen. Das Sicherheitsunternehmen G4S hat umgerechnet 680.000 Euro Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgesetzt.

"Rote Barette"

Die berüchtigte serbische Sonder-Polizeieinheit "Rote Barette", eine Schöpfung der serbischen Geheimdienste der 1990-er Jahre, wurde nach dem Attentat auf den Premier Zoran Djindjic im März 2003, an dem ihre Angehörigen direkt beteiligt waren, aufgelöst. Über einstige Angehörige der Einheit, die nicht wegen Mordangriffes auf Djindjic und anderer Straftaten - darunter auch des Mordes an einstigem serbischem Präsident Ivan Stambolic im August 2000 - festgenommen und verurteilt wurden, ist seitdem eher wenig bekannt.

(Ag.)

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