HIV-Positiver nach Entjungferung vieler Mädchen verurteilt

Dem Mann aus Malawi drohen wegen Ausübung schändlicher kultureller Praktiken bis zu fünf Jahre Haft.

Ein HIV-positiver Mann in Malawi ist von einem Gericht für das Entjungfern zahlreicher Mädchen im Rahmen von Initiationsriten schuldig gesprochen worden. Das Strafmaß soll am Dienstag verkündet werden. Dem 45-jährigen drohen wegen der Ausübung schändlicher kultureller Praktiken bis zu fünf Jahre Haft.

Das Gericht warf ihm am Freitag weder Körperverletzung noch Vergewaltigung vor, da er laut Richter immer im Auftrag der Eltern oder Witwen gehandelt hat. Zunächst war dem Mann die Entjungferung von rund 100 Mädchen und Geschlechtsverkehr mit zahlreichen frisch verwitweten Frauen im Rahmen sogenannter ritueller Reinigungen vorgeworfen worden. Das Gericht befand ihn jedoch nur in insgesamt 104 Fällen für schuldig. Er war angeklagt worden, nachdem er in Interviews über seine Tätigkeit gesprochen hatte.

"Ich habe mich getraut, offen zu sagen, was ich getan habe", sagte der 45-Jährige nach der Urteilsverkündung. "Aber meine Festnahme, das Gerichtsverfahren und sogar Gefängnis werden andere nicht davon abhalten, an den seit über 100 Jahren gängigen Bräuchen festzuhalten", sagte er.

Zahlreiche "Hyänen" unterwegs

Männer, die solche sexuellen Riten gegen Bezahlung ausführen, werden in Malawi als "Hyänen" bezeichnet, weil sie nachts und heimlich aktiv sind. Die Regierung des Landes im südlichen Afrika kämpft gegen sexuelle Initiationsriten für Mädchen. Dennoch werden sie vor allem auf dem Land weiter praktiziert.

Wenn ein Mädchen in die Pubertät kommt, bezahlt dessen Familie eine "Hyäne", um das Mädchen mit der Entjungferung in die Welt der Erwachsenen einzuführen. Kritiker bezeichnen die archaische Tradition als organisierte Vergewaltigung. Zudem besteht das Risiko der Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten und ungewollter Schwangerschaften.

Bei frisch verwitweten Frauen dient die sogenannte rituelle Reinigung - also der Geschlechtsverkehr mit einer "Hyäne" - dem traditionellem Glauben nach dazu, dem Geist des verstorbenen Mannes Frieden zu geben.

(APA/dpa)

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