Asien: Höhere Löhne, sonst müssen auch Kinder arbeiten

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Eine neue Kampagne fordert eine gerechte Bezahlung in Asiens Bekleidungsindustrie.

Wien (som). Gurgaon, eine Stadt nahe der indischen Metropole Delhi, hat zwei Gesichter: Da sind die Hochhäuser, die vom Wirtschaftswunder des Schwellenlandes künden. Und da sind die beengten Quartiere jener Arbeiter, die um ihre schlecht bezahlten Jobs in den dortigen Textilfabriken fürchten. Die 24-jährige indische Arbeitsrechtsaktivistin Saleena Pookunju kennt die Drohgebärden der Firmenbosse. Fordern die Näher höhere Löhne, heißt es oft: „Dann gehen wir eben in ein anderes asiatisches Land.“

Damit sich die Arbeitsbedingungen in der ganzen Region verbessern und Arbeiter nicht um ihre Lebensgrundlage bangen müssen, haben Aktivisten in sechs asiatischen Ländern – Indien, China, Thailand, Sri Lanka und Philippinen – eine grenzüberschreitende Kampagne ins Leben gerufen: Mit der „Asia Floor Wage“-Aktion wollen sie ab 7. Oktober für eine Anhebung der Mindestlöhne nach einem einheitlichen Berechnungsschema kämpfen. Unterstützt werden sie dabei in Europa von der „Clean Clothes“-Kampagne und dem Konsumentennetzwerk „I shop fair“.

54 Euro Mindestlohn

Umgerechnet 54 Euro beträgt der Mindestlohn im indischen Gurgaon, Pookunju fordert eine Verdopplung. Doch zwei Drittel der Arbeiter, wie die Wirtschaftsabsolventin erhoben hat, erhalten derzeit nicht einmal das Minimalentgelt. „Weil die Arbeiter nicht ausreichend bezahlt werden, müssen auch ihre Kinder arbeiten.“ Zwar nicht in den Fabriken, in denen große Schilder auf das Verbot der Kinderarbeit hinweisen, dafür aber zu Hause. Die Kinder – die meisten sind zwischen acht und 14 Jahre alt – werken in Heimarbeit: „Sie sticken, nähen Knöpfe an und verarbeiten Leder“, erklärt Saleena Pookunju.

Gurgaon ist kein einfaches Pflaster für Arbeitsrechtsaktivisten. Doch die junge Frau ist zuversichtlich. „Zuerst hatten die Arbeiter noch Angst, mit uns zu reden“, sagt sie. „Langsam wird es besser.“

Infos: www.asiafloorwage.org, www.cleanclothes.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2009)

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