Belgien: Hooligans als Schutzengel?

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Symbolbild.(c) imago/Belga
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Fußballrowdys aus mehreren Ländern wollen einander zu Silvester in Antwerpen treffen, um die Stadt vor Terroristen zu schützen.

Antwerpen. Die flämische Metropole Antwerpen in Nordbelgien (rund 520.000 Einwohner) könnte heuer einen ganz besonderen Silvesterabend erleben: Fußball-Hooligans aus Belgien, Deutschland und den Niederlanden haben nämlich angekündigt, ihre Rivalitäten für wenigstens diesen Abend ruhen zu lassen und die altehrwürdige Handelsstadt gegen mögliche „islamische Terroristen“ verteidigen zu wollen.

„Wir kommen nach Antwerpen, um zu feiern, aber auch, um ein Auge auf die Sicherheit der Stadt zu werfen. Sollte etwas passieren, können wir sofort eingreifen“, sagte der bekannte belgische Fußball-Anarcho Bernd De Herdt in einem Gespräch mit der Lokalzeitung „Gazet van Antwerpen“. „Wir wollen zeigen, dass wir untereinander keinen Streit haben und auch nur normale Fußballfans sind.“

Beteiligen wollen sich an der Aktion Fans der flämischen Vereine Antwerpen, Mechelen und Lierse, aus Deutschland solche von Borussia Dortmund und Dynamo Dresden, aus den Niederlanden solche von Feyenoord Rotterdam und Ajax Amsterdam. Die radikalen Fangruppen dieser Vereine sind normalerweise miteinander verfeindet und im Umgang wenig zimperlich. Es stellt sich daher die berechtigte Frage, ob das geplante Hooligan-Schutzengelfest in Antwerpen gut ausgehen und es nicht doch zu wüsten Ausschreitungen kommen wird – besonders, da die Fans wohl kaum nüchtern bleiben dürften. Berndt De Herdt hingegen betont auf der Facebook-Seite „Hools against Terrorism“, dass es zu diesem Jahreswechsel keine Gewalt zwischen den verfeindeten Fangruppen geben dürfe.

Drohungen von Islamisten

Mitglieder des Terrorkalifats Islamischer Staat (IS) haben nicht zuletzt nach den Anschlägen in Brüssel im März wiederholt angekündigt, auch Antwerpen ins Visier zu nehmen. Bürgermeister Bart De Wever aber bereitet das Kommen der Hooligans dennoch erhebliche Sorgen. Er und die örtliche Polizei stehen nun nämlich vor einer doppelten Herausforderung: Man muss die Sicherheit der feiernden Bevölkerung angesichts der Hooligans im Auge behalten und gleichzeitig der Gefahr islamistischer Attacken ins Auge sehen. (htz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.12.2016)

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