Finnland: Drogenfahnder soll bei Haschischschmuggel geholfen haben

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Die Verurteilung eines hochrangigen Kriminalbeamten in Helsinki hat eine Debatte über das Ansehen der finnischen Polizei ausgelöst.

Stockholm. Ein drogenschmuggelnder Polizeichef im überaus gesetzestreuen Finnland. Das ist kaum zu glauben. Der Schuldspruch für den ehemaligen Chef des Drogendezernates in Helsinki, Jari Aarnio, sorgt in Finnland deshalb seit Tagen für Aufsehen und Diskussionen. Der hochrangige Polizeibeamte wurde kürzlich nach neun Verhandlungsmonaten vom Amtsgericht der finnischen Hauptstadt wegen grober Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz und umfangreicher Vergehen zu zehn Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Die kommen noch zu einer bereits rechtskräftigen dreijährigen Strafe wegen Bestechung.

Seine Verteidiger meinen, die Beweislage sei dünn. Sie wollen in Berufung gehen. Ein Urteil in höherer Instanz kann noch bis 2018 auf sich warten lassen.

In Finnland wird nun erstmals mit großem Eifer über den Verfall der Moral in der Polizei debattiert. „Selbst die Polizei besteht aus Menschen, die manchmal richtig und manchmal falsch handeln“, betont der finnische Kriminalrechtsexperte Johan Boucht. Er glaubt nicht, dass die bislang hochangesehene finnische Polizei langfristig unter dem Skandal leiden wird. Es sei gut, dass dem finnischen Volk nun „die Augen geöffnet“ wurden.

Ein wachsamer Blick auf Behörden sei besser als Blauäugigkeit. Auch im Nachbarland Norwegen wird ein Polizeichef verdächtigt, dem organisierten Verbrechen Informationen gegeben zu haben.

Der nun verurteilte Exchef des Drogendezernates in Helsinki muss auch 1,3 Millionen Euro an den Staat bezahlen. Das entspricht seinem geschätzten Gewinn aus den Drogengeschäften. Zudem wurden zuvor auch zwölf weitere Personen, teils Kollegen Aarnios, wegen Beteiligung an Drogengeschäften verurteilt.
Das Amtsgericht in Helsinki jedenfalls sah es als erwiesen an, dass Aarnio der von der Polizei und Medien als „Bölemann“ bezeichnete, lange unbekannt gebliebene Helfer der Haschischmafia sei.

Haschisch aus Holland

Aarnio leitete die Antidrogen-Einheit der Polizei in Helsinki von 1999 bis 2013 und war insgesamt rund 30 Jahre lang Polizist.

Das Gericht stellte in seinem Urteilsspruch fest, dass er 2011 und 2012 tatkräftig dabei geholfen habe, in großem Stil Haschisch aus Holland nach Finnland geschmuggelt zu haben. Das Amtsgericht unterstreicht, dass die von ihm begangenen Verbrechen aufgrund seiner beruflichen Position besonders ernst zu nehmen seien. Als Chef der Drogenfahndung habe Aarnio besser als jeder andere Finne den Drogenschmuggel organisieren können.

2011 wurden mehrere Drogenschmuggler festgenommen. Doch anscheinend gab es einen übergeordneten Mann, der noch frei war. Aarnio hatte über mehrere Handys der Polizei stetig Kontakt mit der Mafia. Ortungen der Geräte zu bestimmten Zeitpunkten ergaben später, dass sich Aarnio stets dort aufhielt, wo der mysteriöse „Bölemann“ vermutet wurde.

Aarnio hat dem Gericht erfolglos glaubhaft machen wollen, dass es sich bei diesen Telefonkontakten mit der Mafia um verdeckte Ermittlungen und die Kontaktierung von Informanten innerhalb der Mafia handelte. Er hat auch versucht, den Verdacht auf einen Unschuldigen zu lenken. Kollegen fiel auch auf, dass ihr Chef stets auffällig viel Bargeld dabeihatte und einen ungewöhnlich teuren Lebensstil pflegte.

Vor Gericht konnte er die Herkunft von 447.000 Euro in bar nicht zufriedenstellend erklären. Er gab an, dass ein inzwischen toter Geschäftsmann ihm das Geld gegeben hatte.

65.000 Euro im Garten

Im Mai 2014 wurden dann noch in einem Plastikkübel im Garten Aarnios 65.000 Euro gefunden. Seltsamerweise konnten auf dem Geld weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren Aarnios entdeckt werden. Auch wurde bekannt, dass er über Schläger einer kriminellen Bande Druck auf Zeugen ausgeübt haben soll.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2017)

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