Slowenien: Sodomie-Skandal um Promi-Arzt

Symbolbild Bullmastiff
Symbolbild Bullmastiff(c) AP (RUI VIEIRA)
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Ein Klinikchef wurde von seinen eigenen Hunden zerfleischt. Die Obduktion der eingeschläferten Tiere weist auf sexuellen Missbrauch hin. Nun machen Gerüchte die Runde, dass er von Politikern gedeckt wurde.

LJubljana/Belgrad (ros). In Sloweniens Hauptstadt Ljubljana (Laibach) brennen dieser Tage auf der Straße Kerzen für „Atossa“, „Atlas“ und „Joy“. Das waren drei Hunde, genauer Bullmastiffs, die oft als „Killerhunde“ gelten. Sie wurden jüngst auf behördlichen Befehl eingeschläfert – und stehen im Zentrum eines bizarren Skandals um Sodomie, Freunderlwirtschaft und Korruption, der Sloweniens Politik erschüttert und die Mitte-Links-Regierung von Premier Borut Pahor zunehmend unter Druck setzt.

Alles begann mit dem Prominentenarzt Saša B., der in Ljubljana die noble Privatklinik „Barsos“ betrieb. Er wurde Anfang Februar in seinem Haus tot und übel zugerichtet aufgefunden – seine erwähnten Bullmastiffs hatten ihn zerfleischt. Zum Entsetzen der Öffentlichkeit gesellte sich indes bald Verwunderung, welche guten Kontakte das Opfer zu den Spitzen der Politik unterhielt. Premier Pahor drückte den Angehörigen öffentlich sein Beileid aus, neben drei Ministern zollten auch viele hohe Beamte dem Toten Tribut.

Die Ermittlungen im Fall brachten für die trauernde Prominenz bald unerquickliche Neuigkeiten zutage: Drei Mal hatte das Veterinäramt in den letzten Jahren die Einschläferung der aggressiven Tiere empfohlen, die mehrfach Passanten angefallen und teils schwer verletzt hatten. Dennoch hatten Behörden und Gerichte nach Interventionen aus Regierungskreisen stets der Rückgabe der beschlagnahmten Tiere zugestimmt.

Dildo an der Leiche

Für noch mehr Wirbel sorgte die Nachricht, dass die Leiche von B. mit einem umgeschnallten Dildo aufgefunden worden sei. Und: Obduktionen der Kadaver der Hunde bestätigten, dass der Arzt seine Hunde jahrelang sexuell benutzt hatte. Mit den tödlichen Bissen hatten sich seine Schützlinge offenbar von ihrem Peiniger befreit.

Zudem wurde bekannt, dass Saša B. eigentlich eine Frau gewesen war und sich umoperieren hatte lassen. Vielleicht hätten die nach der Geschlechtsumwandlung eingenommenen Hormone die Sodomie-Neigung ausgelöst, sagen Sexualforscher. Auf Druck der Medien wurde die Verbrennung der Kadaver verhindert. Die Justiz ermittelt, ob B. auch beim Missbrauch seiner Hunde „Beistand“ aus höchsten Kreisen genoss.

Viele Privatpatienten der Klinik bemühen sich hektisch um die Herausgabe ihrer Karteikarten. Landwirtschaftsminister Milan Pogacar, Justizminister Ales Zalar und Polizeiministerin Katarina Kresal sind massiv in der Klemme: Interventionen seitens ihrer Angehörigen bzw. Partner hatten B. lange vor Nachstellungen bewahrt.

„Dekadenz der Linken“

Der rechte Oppositionschef und Ex-Premier Janez Jansa bezeichnete den Skandal unterdessen bereits höhnisch als „Symptom“ für die „Dekadenz“ und den desolaten Zustand der slowenischen Linken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2010)

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