Die Ausfälle im europäischen Luftraum liegen heute nur mehr bei 25 Prozent, in Österreich herrscht nahezu Normalbetrieb. Die Rückkehr zum regulären Flugplan dürfte allerdings noch einige Tage dauern.
Eine Woche nach den ersten Flugausfällen in Europa wegen der Vulkanaschenwolke kehrt der Luftverkehr über dem Kontinent langsam zur Normalität zurück. Die europäische Flugsicherheitsbehörde Eurocontrol rechnete damit, dass am Mittwoch drei Viertel der normalerweise vorgesehenen Flüge in Europa starten und landen könnten. Die österreichischen Airlines sowie die heimischen Flughäfen meldeten schon fast wieder Normalbetrieb.
Der Mittwoch sei "wie ein Tag mit schlechtem Wetter" zu betrachten, sagte AUA-Sprecher Martin Hehemann. Auch bei Fly Niki werde durchwegs planmäßig geflogen. Es gebe auch "keinerlei grobe Verspätungen", so eine Sprecherin der Airline.
An einem gewöhnlichen Mittwoch sind laut Eurocontrol etwa 28.000 Verbindungen angesetzt. Davon könnten heute etwa 21.000 Flüge stattfinden. Am Dienstag hatten die Airlines bereits rund die Hälfte der geplanten Starts und Landungen in Europa abwickeln können. Die vollständige Rückkehr zu einem geregelten Flugplan dürfte allerdings noch einige Tage dauern, da die Fluggesellschaften Millionen gestrandete Passagiere weltweit nach Europa bringen mussten.
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Heathrow nach fünf Tagen wieder im Geschäft
Auf dem britischen Flughafen London-Heathrow, dem Airport mit dem größten Passagieraufkommen in Europa, war am Dienstagabend erstmals seit fünf Tagen ein Flieger gelandet. Die britische Luftfahrtbehörde hatte zuvor angeordnet, die Sperrung des Luftraums schrittweise aufzuheben. Von Frankreich aus sollten nach der Öffnung aller Flughäfen sämtliche Langstreckenflüge und drei Viertel der Mittelstreckenflüge absolviert werden. In Deutschland gab die Flugsicherung den Betrieb ab Mittwoch früh ebenfalls nach und nach an allen Flughäfen frei.
Die Deutsche Flugsicherung (DFS) gab den Luftraum über Deutschland ab 11 Uhr frei. Die Lufthansa ging nach Angaben einer Sprecherin davon aus, dass sie am Mittwoch 500 Flüge anbieten kann.
Meterologen: "Vorsichtige Entwarnung"
Stößt der Vulkan bis einschließlich Freitag keine Asche mehr bis in höhere Lagen aus, dürfte die Gefahr für den Luftraum in Österreich gebannt sein. "Ich glaube, so wie es jetzt aussieht, kann man vorsichtig Entwarnung geben", sagte Gerhard Wotawa von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien.
Auch am Mittwoch waren laut Austro Control bei in Österreich gelandeten Flugzeugen keine Beschädigungsspuren durch Vulkanasche entdeckt worden. Die Maschinen würden trotzdem weiter untersucht.
Airlines beklagen Milliarden-Verluste
Vulkanasche kein Versicherungsfall
Nach der weitgehenden Aufhebung der Flugverbote begannen die Fluglinien, den wirtschaftlichen Schaden zu bilanzieren. Nach Schätzungen des internationalen Luftfahrtverbandes IATA kosteten die Sperren die Airlines bisher 1,7 Milliarden Dollar (rund 1,3 Milliarden Euro). Die Flugverbote hätten zeitweise knapp ein Drittel der Luftfahrt weltweit lahmgelegt. Das Ausmaß der Krise sei größer als die Folgen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York, als der US-Luftraum für drei Tage gesperrt gewesen sei.
Reisende sitzen wegen der Vulkanaschenwolke am Ferienort fest oder können ihren Urlaub, ihre Geschäftsreise erst gar nicht antreten: "Eine Reiseversicherung springt in diesem Fall nicht ein", erklärte AK-Konsumentenschützerin Manuela Delapina in einer Aussendung.
Konsumenten haben Ansprüche gegen die Airline, wenn der gebuchte Flug wegen der Vulkanasche ausgefallen ist: Das Unternehmen muss den Kaufpreis des Tickets ersetzen. Eine zweite Möglichkeit ist, zum frühestmöglichen Zeitpunkt einen anderen Flug zum Endziel zu verlangen. Mehr ...
Nachbarvulkan bleibt ruhig
Der Gletschervulkan schleuderte am Mittwoch nur noch wenig Vulkanasche in die Atmosphäre. Ein Sprecher des Meteorologischen Institutes in Reykjavik sagte, die Rauchsäule aus dem Vulkan unter dem Eyjafjalla-Gletscher erreiche eine Höhe von maximal drei Kilometern. Sie werde in südöstlicher Richtung auf die britischen Inseln zugetrieben.
Die seismisch messbare Aktivität des Vulkans blieb auch knapp eine Woche nach Beginn des Ausbruchs unverändert stark. Völlig ruhiggeblieben ist weiterhin der Untergrund des benachbarten und viel größeren Vulkans Katla. Dessen Ausbruch im Gefolge der Aktivitäten unter dem Eyjafjallajökull gilt auf Island als größte Gefahr.
Aschewolke bedroht Reykjavik
Die Behörden im 125 Kilometer entfernten Reykjavik bereiteten sich auf ein mögliches Drehen des Windes am Wochenende in westliche Richtung vor. Dies würde die Asche zu einem Problem für die isländische Hauptstadt mit ihren 120.000 Einwohnern machen.
Vorerst sind etwa 800 Anrainer östlich des Vulkangletschers an der Südküste von Island betroffen, die mit der niedergehenden Asche zu kämpfen haben. Bauern kündigten an, dass sie ihre Höfe wegen finanzieller Probleme aufgeben müssten.
(APA/red)