In den nächsten Wochen wird weiterhin Öl an die Strände gespült. An der Meeresoberfläche löst sich der Ölteppich aber relativ rasch auf. BP muss sich auf eine Klagsflut gefasst machen.
Mehr als drei Monate sind seit der Explosion auf der Bohrinsel Deepwater Horizon vergangen, bis zu 700.000 Tonnen Öl sind nach Schätzungen der US-Regierung in den Golf von Mexiko gelangt. Selbst wenn der Plan funktioniert, das Leck in 1500 Meter Tiefe Mitte August zu versiegeln, wird an den Stränden noch vier bis sechs Wochen später Öl zu sehen sein, sagte der Beauftragte der US-Regierung für die Ölpest, Thad Allen.
Doch es gibt auch andere Schätzungen: Nach Angaben der US-Küstenwache ist mehr als drei Monate nach Beginn der Katastrophe nur noch an wenigen Stellen ein Ölfilm auf dem Wasser zu finden. Am Dienstag hätten deswegen nur noch 160 Liter Öl von der Oberfläche abgeschöpft werden können, sagte Konteradmiral Paul Zukunft.
Noch wissen die Wissenschafter nicht genau, wie sich die Ölmassen in größeren Tiefen verteilt haben. "Weniger Öl auf der Oberfläche bedeutet nicht, dass kein Öl unter der Oberfläche ist", sagte die Chefin der US-Ozeanographiebehörde, Jane Lubchenco.
Klagsflut rollt auf BP zu
Indes müssen sich der britische Mineralölkonzern BP und andere Unternehmen auf eine Klagsflut gefasst machen. Ein Justizausschuss im US-Staat Idaho soll klären, ob und wie die rund mehr als 300 Klagen gegen den Konzern BP und weitere Unternehmen wegen der Ölpest vor einem Gericht zusammengefasst werden können. Viele Anrainer und Unternehmer an der Golfküste wollen, dass die Gerichtsverfahren in New Orleans verhandelt werden, in direkter Nähe zum Katastrophengebiet. Die verklagten Konzerne streben dagegen Prozesse im texanischen Houston an, das der Ölindustrie wohlgesonnen ist. Auch Gerichte in Alabama, Mississippi und Florida wurden ins Gespräch gebracht.
Nicht nur private Kläger, sondern auch mehrere US-Behörden bereiten einem Zeitungsbericht zufolge strafrechtliche Ermittlungen gegen mindestens drei Firmen vor. Neben BP richteten sich die Untersuchungen auch gegen Transocean und Halliburton, wie die "Washington Post" am Mittwoch unter Berufung auf Polizeikreise und andere nicht näher genannte Quellen berichtete.
Bis es zu Anklagen kommen könne, werde aber möglicherweise mehr als ein Jahr vergehen, schrieb das Blatt. Konkret gehe es darum, herauszufinden, inwieweit "lauschige" Beziehungen zwischen den Firmen und den Aufsichtsbehörden zum Entstehen der Katastrophe beigetragen hätten. Zu diesem Zweck stelle die US-Regierung eine "BP-Einsatztruppe" in New Orleans zusammen, die Vertreter der US-Küstenwache, der Umweltschutzbehörde und anderer Einrichtungen umfasse. Ein Punkt sei, herauszufinden, ob die für die Ölbranche zuständige Aufsichtbehörde gegen Erhalt von Geld oder anderen Dingen besonders mild im Umgang mit den Firmen war, schrieb die Zeitung.
(Ag.)