Russland: Feuer bedroht Atomanlage im Ural

Ural Notstand atomarer Wiederaufbereitungsanlage
Ural Notstand atomarer Wiederaufbereitungsanlage(c) AP (STR)
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Angesichts einer herannahenden Feuersbrunst haben die russischen Behörden in der Umgebung einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage im Ural den Notstand verhängt.

Die Brände rund um Moskau produzieren immer mehr giftigen Qualm: Am Wochenende erreichte die Luftverschmutzung bereits das Sechsfache des gerade noch erlaubten Grenzwertes. Derzeit sterben laut Andrej Selzowski, Chef der Moskauer Gesundheitsbehörde, doppelt so viele Personen als sonst - nämlich täglich etwa 700. In den Leichenhallen der Stadt waren 1300 Tote aufgebahrt, wie die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden der Stadt berichtete.

Wer es sich leisten kann, flieht aus der Stadt gleich ins Ausland. Am Wochenende habe es keine Plätze für Flugreisen in Ferienziele mehr gegeben, hieß es seitens des Reisebüro-Verbands. Pauschalreisen an beliebte Ziele, wie Ägypten, Montenegro oder die Türkei, seien restlos ausverkauft.

Auch ausländische Botschaften ziehen nun erste Konsequenzen aus der kaum noch erträglichen Situation: Die tschechische und slowakische Vertretung ordneten an, Frauen und Kinder der Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen.

Nach Angaben des Radiosenders „Echo Moskwy“ seien auch bereits die ersten Diplomaten aus den Botschaften Kanadas, Polens und Österreichs abgereist. Im Außenamt in Wien wurde dies dementiert: Es sei „kein diplomatisches Personal nach Hause geschickt“ worden, sagte Ministeriumssprecher Harald Stranzl.

Atomforschungszentrum bedroht

Die Waldbrände in Russland bedrohen erneut ein Atomforschungszentrum. Katastrophenminister Sergej Schoigu ordnete für das Gebiet um das Zentrum in Sneschinsk am Ural wie im Großraum Moskau eine Brandbekämpfung rund um die Uhr an, wie die russische Nachrichtenagentur ITAR-Tass meldete. Alle Einsatzkräfte sollten sich auf Sneschinsk konzentrieren, solange Feuer in dessen Nähe loderten. Erst später sollten die Löscharbeiten in einem Naturpark der Region Tscheljabinsk fortgesetzt werden. Dort stehen 40 Hektar Wald in Flammen.

Bei der atomaren Wiederaufbereitungsanlage von Majak im Ural wurde wegen einer herannahenden Feuersbrunst von den Behörden der Notstand verhängt. Der Chef der Verwaltung habe "wegen der Ausbreitung der Brände den Notstand in den Wäldern und Parks der Stadt Osjorsk verhängt", heißt in dem am Montag veröffentlichten Kommunique.

Derweil trifft immer mehr ausländische Hilfe ein: Frankreich sandte ein Löschflugzeug, Italien bot ebenfalls mehrere Maschinen an. Aus Polen machten sich 155 Feuerwehrleute auf den Weg nach Russland, Deutschland liefert 100.000 Atemschutzmasken sowie technische Unterstützung.

Landesweit loderten noch immer mehr als 500 Wald- und Torffeuer. Die Brände haben sich auf eine Fläche von fast 200.000 Hektar ausgebreitet, bisher starben 52 Menschen direkt durch die Brände. Beim atomaren Forschungszentrum in Sarow, etwa 400 Kilometer östlich von Moskau, schlugen Soldaten und Feuerwehrleute eine acht Kilometer lange und 150 Meter breite Brandschneise. Vorsorglich waren alle radioaktiven und explosiven Materialien verlegt worden.

(Ag.)

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