Pakistan: Korruption hemmt Spendenfluss

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Das Ausmaß der Überschwemmungen in Pakistan ist apokalyptisch. Dennoch hält sich die internationale Spendenbereitschaft in Grenzen. Regelmäßig verschwindet in Pakistan ein Teil der internationalen Hilfsgelder.

Bangkok/Islamabad. 1600 Tote, 20 Millionen Betroffene, ein Viertel des Landes überschwemmt: Das Ausmaß der schwersten Überschwemmungen, die Pakistan je gesehen hat, ist apokalyptisch. Dennoch hält sich die internationale Spendenbereitschaft nach wie vor in Grenzen. Erst ein Viertel der 459 Mio. Dollar, um die UN-Generalsekretär Ban Ki-moon vergangene Woche als Soforthilfe für die Flutopfer gebeten hat, sind bei der UNO eingegangen.

Politiker und Behördenvertreter in Pakistan machen dafür offen den neuen britischen Premier, David Cameron, verantwortlich. Cameron hatte nach der Veröffentlichung von mehr als 70.000 US-Geheimdokumenten auf der Webseite WikiLeaks Islamabad scharf kritisiert. Damit habe Cameron dem Ansehen des Landes geschadet, toben pakistanische Politiker nun. Aufgrund seiner „Anschuldigungen“ zeige sich die Welt so wenig zu Hilfe bereit.

Das mag teilweise zutreffen. Doch das Problem sitzt tiefer. Denn Pakistan hängt zu Recht der zweifelhafte Ruf an, eines der korruptesten Länder der Welt zu sein. Schuld daran haben auch die immensen Beträge, die Pakistan seit Jahren als Hilfsgelder erhält. Denn ein großer Teil dieser Gelder landet aufgrund von unzureichender Kontrolle in dunklen Kanälen.

In schlechter Qualität gebaut

Die Organisation Transparency International legte kürzlich nahe, dass seit Gründung der staatlichen pakistanischen Flutkommission 1977 beinahe drei Viertel der Gelder für die Katastrophenvorsorge in den Taschen korrupter Bürokraten gelandet seien. Das sei einer der Hauptgründe für das Ausmaß der Katastrophe: Dämme, Brücken und Straßen seien in derart schlechter Qualität gebaut worden, dass sie unter den Wassermassen nun nachgegeben hätten. Berichte pakistanischer Medien deuten nun darauf hin, dass nach dem schweren Erdbeben im pakistanischen Teil Kaschmirs im Jahr 2005, das fast 80.000 Tote gefordert hat, mehr als 300 Millionen Dollar veruntreut worden sind.

Dass ausländisches Geld in Pakistan häufig ein Eigenleben entwickelt, ist auch dem Hauptgeldgeber, den USA, nicht entgangen. Washington hat Islamabad seit 2001 zwölf Milliarden Dollar gewährt. Wie viel von dem Geld in den Bau von Villen und auf Bankkonten in der Schweiz gelandet ist, weiß dabei niemand. Ernstzunehmende Schätzungen legen nahe, dass alleine 2008 zwei Drittel der gezahlten 920 Mio. Dollar verschwunden sind. Als die USA im Vorjahr die Zahlung weiterer Milliardenbeträge mit der Auflage verbanden, im Nachhinein zu überprüfen, was aus dem Geld geworden ist, war der Aufschrei im Land groß. Zeitungen prangerten diese Forderung als „Eingriff in die staatliche Souveränität Pakistans“ an.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2010)

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