USA: Internet-Outing treibt Studenten in den Suizid

InternetOuting treibt Studenten Suizid
InternetOuting treibt Studenten Suizid(c) AP (Steve Earley)
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Schock über Mobbing eines schwulen Zimmergenossen an der Rutgers University. Aus dem vermeintlichen Studentenulk von Clementis Mitbewohner Dhraun Ravi war tödlicher Ernst geworden.

WASHINGTON (vier). Am Anfang der Tragödie an der Rutgers University stand eine Twitter-Botschaft: „Zimmergenosse hat mich gebeten, ihn bis Mitternacht allein zu lassen. Ich bin in Mollys Zimmer runtergegangen und hab die Webcam eingeschaltet. Ich sah ihn, wie er mit einem Typen rumknutscht. Yeah.“ Am Ende stand ein Eintrag des Mobbing-Opfers auf seiner Facebook-Seite: „Springe von GW-Brücke, sorry.“

Acht Minuten später ließ der 18-Jährige Student Tyler Clementi seine Brieftasche samt Führerschein zurück und sprang von der George-Washington-Brücke, die New Jersey mit New York verbindet, in den Tod. Der Fall des talentierten Violinisten, der im Rutgers Symphony Orchestra gespielt hatte, stürzte dessen Familie in Verzweiflung, versetzte den Campus in Schock und rief Entrüstung unter Homosexuellenverbänden in den USA hervor.

Aus dem vermeintlichen Studentenulk von Clementis Mitbewohner Dhraun Ravi war tödlicher Ernst geworden. Er hatte das Liebesspiel via I-Chat live ins Internet gestellt und versuchte es zwei Tage später mit der Ankündigung „Es passiert schon wieder gleich noch einmal“ – diesmal aber erfolglos. Tags darauf setzte Clementi seinem Leben ein Ende.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2010)

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