Zugsunglück in Deutschland: Ermittlungen gegen Lokfüher

Zugunglueck
Zugunglueck (c) dapd (Nigel Treblin)
  • Drucken

Nach dem Zugsunglück in der Nähe von Magdeburg, bei dem zehn Menschen sterben, ist die Ursache weiterhin unklar. Der Lokfüher könnte ein Haltesignal übersehen haben.

Nach dem schweren Zugsunglück in Sachsen-Anhalt konzentrieren sich die Ermittlungen auf den Lokführer des Güterzugs. Er überlebte mit Verletzungen. Gegen den Mann wird wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Gefährdung des Bahnverkehrs ermittelt, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag in Magdeburg mit.

Der Mann habe vor dem Zusammenstoß möglicherweise ein Haltesignal übersehen. Aufgrund einer Zeugenaussage bestehe dieser Verdacht.

Alle Wrackteile geborgen

Bis Montag in der Früh wurden laut Polizei die Wrackteile des nahezu völlig zerstörten Nahverkehrszuges geborgen und in eine Halle nach Halberstadt gebracht. Dort sollen die Wrackteile von Experten untersucht werden. Auch die Auswertung der beiden Fahrtenschreiber aus den Lokomotiven dauerte noch an.

Ein Regionalexpress einer Privatbahn und ein Güterzug waren am späten Samstagabend in Hordorf bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt frontal zusammengestoßen. Mindestens zehn Menschen wurden getötet, mehr als zwanzig Reisende erlitten nach Angaben der Bundespolizei zum Teil schwere Verletzungen.

Von den Todesopfern konnten bis Montag zwei zweifelsfrei identifiziert werden. Die Identifizierung der Toten gestaltete sich allerdings sehr schwierig - viele Passagiere hatten keine Ausweispapiere bei sich. "Die Unglücksstelle zeigt ja ein Bild des Grauens", beschrieb Polizeisprecher Thomas Kriebitzsch. Bei dem Unglück, einem der schwersten der vergangenen Jahre in Deutschland, kollidierten die Züge auf einer eingleisigen Strecke ungebremst.

Ohrenbetäubender Knall

Zugunglück in Oschersleben
Zugunglück in Oschersleben(c) APA-Grafik

Der Personen- wurde von dem Güterzug komplett aus dem Gleisbett auf den angrenzenden Acker geschleudert. Der Güterzug kam etwa 500 Meter nach der Kollision auf den Schienen zum Stehen. Der Knall des Zusammenstoßes soll noch im sieben Kilometer entfernten Oschersleben gehört worden sein.

Einsatzkräfte transportierten in der Nacht auf Montag fast alle Wrackteile des völlig zerstörten Nahverkehrszugs ab. "Diese Teile des Unglückszuges sowie die (beiden) Loks des Güterzuges werden in einer großen Halle noch mal gelagert und dann auch noch mal von der Kriminaltechnik untersucht", erklärte Kriebitzsch. Auch die Auswertung der beiden Fahrtenschreiber aus den Lokomotiven dauerte noch an. Die Unfallstelle bleibe mindestens bis Montagabend gesperrt.

Der Personenzug war planmäßig auf der Fahrt von Magdeburg nach Halberstadt unterwegs, als es gegen 22.30 Uhr zu dem Unglück kam. Der Güterzug war mit Kalk an Bord in die Gegenrichtung unterwegs. Die Unglücksursache ist weiterhin noch unklar. Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hatte allerdings bei einem Besuch der Unglücksstelle am Sonntag gesagt: "Es muss wahrscheinlich ein Haltesignal überfahren worden sein."

Bestürzte Politiker

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) regierten bestürzt auf die Unglücksnachricht. Merkel sagte in Berlin: "Meine Gedanken sind bei den trauernden Familien der Opfer. Ihnen gilt mein aufrichtiges Mitgefühl. Den Verletzten wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung." Westerwelle übermittelte ebenfalls seine "Trauer" und sein "Mitgefühl". Zugleich würdigte der Vizekanzler die "bewundernswerte Leistung" der Rettungskräfte. In einem Gottesdienst gedachten am Sonntagnachmittag in Hordorf rund vierzig Menschen der Opfer des Unglücks.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.