Rumänische Hellseher bleiben von Steuer befreit

(c) EPA (Robert Ghement)
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Das rumänische Parlament scheut vor der umstrittenen Legalisierung des Hexenstandes zurück. Auch künftig können die Hexen des Balkanstaats darum für die Erfüllung ihrer Vorhersagen nicht haftbar gemacht werden.

Bukarest/Belgrad/Ros. Zumindest in Rumänien hat das Wort der Wahrsagerin noch Gewicht – und in Rumänien lassen sich selbst hochrangige Würdenträger von den Verwünschungen der Hexengilde schrecken: Mit großer Mehrheit hat das Parlament in Bukarest in dieser Woche die vom Senat eingebrachte Gesetzesinitiative zur Legalisierung des magischen Berufsstands abgelehnt.

Auch künftig können die rund 4000 Hexen des Balkanstaats darum für die Erfüllung ihrer Vorhersagen nicht haftbar gemacht werden: Der liberaldemokratische Abgeordnete Alin Popovisciu hatte seinen Vorstoß auch mit dem Schutz leichtgläubiger Kunden vor betrügerischen Machenschaften geldgieriger Handleser begründet.

Gegen das Gesetzesvorhaben, das die Zauberzunft des Landes mit der Einführung der Steuerpflicht auch kräftig zur Ader lassen sollte, waren die Deuterinnen von Karten, Kaffeesatz und Glaskugeln schon seit Wochen Sturm gelaufen. Alraunwurzeln, giftige Zauberdämpfe und andere Hilfsmittel wurden bei den Verwünschungen und Verfluchungen der Politikergarde zu Hilfe genommen.

Probleme bei Buchhaltung

Gegen die geballte Magiermacht war letztendlich kein Steuerfluch gewachsen. Eingeschüchtert stimmte das Parlament mit 249:10 Stimmen schließlich gegen das Hexengesetz.

Spätestens bei der geforderten Buchhaltung hätte dessen Umsetzung die mächtigen Magierinnen womöglich auch vor unlösbare Probleme gestellt: Die meisten der rumänischen Kartenleserinnen können weder lesen noch schreiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2011)

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