5500 Flüchtlinge befinden sich unter unhygienischen Bedingungen auf der kleinen Mittelmeerinsel. Laufend kommen neue Boote voll mit Migranten an. Fischer wollen aus Protest den Hafen blockieren.
Eine Gruppe tunesischer Migranten sind am Montag auf Lampedusa in einen Hungerstreik getreten. Damit protestierten sie gegen die schlechten hygienischen Bedinungen und die langen Wartezeiten auf Mahlzeiten auf der Insel, auf der sich 5500 Migranten befinden. Sie verlangten, aufs Festland geführt zu werden. Die meisten Flüchtlinge konnten nicht im einzigen Auffanglager der Insel untergebracht werden und müssen in Zeltlagern übernachten.
In den vergangenen 24 Stunden erreichten rund 2000 Migranten die Insel. Ein Boot mit 388 Tunesiern traf am Montag auf Lampedusa ein. An Bord befanden sich auch ein Behinderter, fünf Minderjährige und sieben Frauen. Inzwischen wächst die Sorge wegen eines aus Libyen abgefahrenen Schlauchboots mit 68 Migranten an Bord, darunter mehrere Frauen und Kinder. Das Boot hatte per Satellitentelefon bei einer humanitären Organisation in Italien um Hilfe gebeten.
Die Migranten berichteten, das Boot befinde sich 60 Seemeilen von den libyschen Küsten entfernt, ohne Treibstoff und Lebensmittel. Seit dem Anruf fehle jede Spur des Flüchtlingsbootes, berichteten italienische Medien. Ein weiteres Boot, das am Samstagabend mit 180 Flüchtlingen von Libyen abgefahren war, wurde von einem Fischerboot unweit der Küste Siziliens gesichtet.
Italien "zur Zwangsabschiebung bereit"
Italiens Innenminister Roberto Maroni berichtete, dass seit Jahresbeginn 18.000 Migranten auf Lampedusa eingetroffen seien. 13.000 seien in Auffanglagern in Italien untergebracht worden. "Wir sind zur Zwangsabschiebung bereit, sollte sich Tunesien in den nächsten Tagen nicht für die Rückübernahme der Migranten einsetzen", sagte Maroni in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Montag. Maroni bemängelte, dass sich Tunesien verpflichtet habe, Maßnahmen gegen die Abfahrt der Migranten von seinen Küsten zu ergreifen, die Massenabfahrten seien jedoch nicht gestoppt worden. Maroni appellierte auch an die EU um Hilfe. "Die ganze EU muss sich um die Frage der Flüchtlinge aus Nordafrika kümmern", so der Innenminister.
Auf Lampedusa selbst wächst der Widerstand gegen den steten Strom von Migranten: Einige Fischer blockierten mit Booten den Zugang zum Hafen, um die Landung weiterer Migranten zu verhindern. Eine Gruppe von Frauen kettete sich aus Protest am Eingang des Hafens an. "Wir sind von allen verlassen worden. Wir wollen unsere Freiheit zurück", betonten die Demonstranten. Aus Protest wurden einige Müllcontainer umgekippt.
(APA)