Spanien: 20.000 Häuser beschädigt oder zerstört

Beben 20000 Spanier verbrachten
Beben 20000 Spanier verbrachten(c) REUTERS (JON NAZCA)
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Das Erdbeben im Südosten Spaniens fordert neun Tote und 160 Verletzte. In der am schwersten betroffenen Stadt Lorca mussten 20.000 Menschen die Nacht im Freien verbringen. Schuld am Ausmaß der Zerstörung dürfte die schlechte Bausubstanz sein.

Nach dem Erdbeben im Südosten Spaniens haben mehr als 20.000 Menschen die Nacht im Freien verbracht. In der am schlimmsten betroffenen 100.000-Einwohner-Stadt Lorca gleichen Plätze und Schulhöfe Flüchtlingslagern.

Das schlimmste Beben in Spanien seit 55 Jahren ereignete sich am Mittwoch am frühen Abend. Die Angaben zur Stärke reichen von 5,1 bis 5,3 nach Richter. Zwei Stunden zuvor hatte es bereits Erdstöße der Stärke 4,5 gegeben.

In Lorca zählten die Behörden zuerst acht Tote und 160 Verletzte. Am Donnerstag erlag dann eine 41-jährige Frau in Murcia ihren Verletzungen. Weitere Vermisste wurden bisher nicht gemeldet. Alle 20.000 Häuser von Lorca sind zumindest teilweise beschädigt, sagt der Bürgermeister.

Normalerweise müssten Häuser einem beben dieser Stärke standhalten, kritisiert Luis Eugenio Suarez, Präsident des spanischen Geologen-Verbandes. Es dürfte an der schlechten Bausubstanz liegen, dass so viele Häuser beschädigt wurden oder gar eingestürzt sind.

Unter den Opfern sind auch ein 14-jähriger Bub und eine schwangere Frau im Alter von 22 Jahren. Bei allen Toten dürfte es sich um Spanier handeln. Eine Sondereinheit des Militärs hat bereits mit den Aufräumarbeiten begonnen. Das Ausmaß der Schäden war zunächst nicht abzusehen.

Epizentrum in geringer Tiefe

Nach Angaben der weltweit registrierenden US-Erdbebenwarte USGS lag das Zentrum des Bebens in einer Tiefe von nur etwa einem Kilometer, etwa 50 Kilometer südwestlich von Murcia und etwa 118 Kilometer von Alicante entfernt. Die US-Warte bezifferte die Stärke auf 5,1.

In der Nacht wurden Dutzende von Nachbeben registriert. Das Beben war eines der stärksten in der spanischen Geschichte. Die letzte vergleichbare Katastrophe liegt 55 Jahre zurück. Im April 1956 wurden in der Gegend von Granada zwölf Menschen getötet.

Panik in Lorca

Unter den Bewohnern von Lorca war bei dem Beben eine Panik ausgebrochen. Mehrere Gebäude stürzten ein. Ein Altenheim und ein Krankenhaus mussten geräumt werden. Hunderte Patienten wurden in andere Spitäler verlegt. Die wichtigste Autobahn der Region wurde gesperrt, weil in einem Tunnel Steinbrocken von der Decke auf die Straße gestürzt waren. In Fahrbahnen und Talbrücken entstanden Risse.

"In meiner Wohnung taten sich die Wände auf, und alle Möbel sind umgestürzt", berichtete eine Bewohnerin von Lorca. Das Dach einer Kirche stürzte ein, und die historische Burg der Stadt wurde beschädigt. "Uns ist nicht erlaubt worden, in unsere Wohnung zurückzukehren, bevor das Gebäude von einem Ingenieur geprüft wurde", schilderte ein Mann. Soldaten wurden in die Region entsandt, um die Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen und einsturzgefährdete Gebäude zu sperren.

In Spanien sind schwere Erdbeben relativ selten. Im Süden des Landes werden zuweilen Erdstöße registriert, die in der Regel aber keine Schäden anrichten. Murcia ist die am stärksten erdbebengefährdete Region in Spanien.

Die Richter-Skala

Mit der internationalen Richterskala wird die Erdbebenstärke einheitlich bestimmt. Benannt wurde sie nach dem amerikanischen Seismologen Charles Francis Richter, der die Skala 1935 ausarbeitete. Es gelten folgende Kriterien:

Stärke 1-2: nur durch Instrumente nachweisbar.
Stärke 3: nur selten nahe dem Bebenherd zu spüren.
Stärke 4-5: 30 Kilometer spürbar, leichte Schäden.
Stärke 6: Todesopfer und schwere Schäden in dicht besiedelten Regionen.
Stärke 7: Starkes Beben, das zu Katastrophen führen kann.
Stärke 8: Groß-Beben

Weltweit ereignen sich jährlich etwa 50.000 Beben der Stärke drei bis vier, 800 der Stärke fünf oder sechs und durchschnittlich ein Groß-Beben. Das stärkste auf der Erde gemessene Beben hatte eine Magnitude von 9,5 und ereignete sich 1960 in Chile.

(Ag./Red.)

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