Kanada: Brände zerstören ganze Stadt

(c) REUTERS (TODD KOROL)
  • Drucken

Ein Großteil der 7000-Einwohner-Gemeinde Slave Lake in Alberta ist niedergebrannt. Ölförderung behindert, Pipelines und Straßen gesperrt. Slave Lake ist ein regionales Zentrum für die Öl- und Holzindustrie.

Edmonton/Ottawa. Seit Tagen in der westkanadischen Provinz Alberta wütende Wald- und Buschbrände haben am Montag (Ortszeit) praktisch eine gesamte Kleinstadt ausgelöscht: Das rund 7000 Einwohner zählende Slave Lake am gleichnamigen See, 250 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Edmonton, war in der Nacht auf Montag evakuiert worden, als sich zwei Feuerfronten näherten. Wenige Stunden später war der Ort weg – aus der Distanz beobachteten die Menschen, wie ihr Hab und Gut verbrannte.

„Die Stadt ist verschwunden. Nichts ist geblieben“, sagte eine Frau im Rundfunksender CBC. Hunderte Häuser, Kirchen und Geschäftsgebäude wurden laut Berichten aus dem Unglücksgebiet zerstört. „Es ist herzzerreißend zu sehen, wie schnell sich dieser Flächenbrand ausbreitete“, sagte Bürgermeisterin Karina Pillay-Kinnee. Dank der Evakuierung scheint es bisher wenigstens keine Opfer gegeben zu haben.

Slave Lake ist ein regionales Zentrum für die Öl- und Holzindustrie. Vermutlich wurden auch das Rathaus, die Bibliothek und die Rundfunkstation zerstört. Die Stromversorgung fiel aus, sodass in den Stunden der größten Krise die Möglichkeiten zur Kommunikation weitgehend eingeschränkt waren. Auch die Straßen zu dem Ort sind durch Feuer, die durch stetige Winde weiter angefacht werden, blockiert.

Am Sonntag hatten starke Winde mit Geschwindigkeiten von 80 bis 100 Kilometer pro Stunde die Feuerwände unhaltbar auf die Stadt zugetrieben. Auch mehrere kleinere indianische Gemeinden in der Region, wo insgesamt etwa 80 Waldbrände lodern, wurden evakuiert.

Mehr als 110 verschiedene Feuer

Am Dienstag gab es in der Prärie-Provinz Alberta, die mit circa 662.000 Quadratkilometer Fläche in etwa doppelt so groß ist wie Deutschland, aber nur 3,7 Millionen Einwohner hat, noch immer etwa 110 Busch- und Waldbrände.

Tausende Feuerwehrleute sind im Einsatz. Die Ölindustrie in der Region ist betroffen: Mehrere Unternehmen mussten die Förderung vorübergehend einstellen, eine Pipeline wurde gesperrt. Zudem wurde eine Arbeitersiedlung für etwa 1300 Personen geräumt, die in der Verarbeitung von Ölsanden tätig sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.