EHEC: 25 Tote und neue Spuren auf Jagd nach Erreger

EHEC Patienten Deutschland
EHEC Patienten Deutschland(c) EPA (Markus�scholz)
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Der Verdacht gegen die Sprossen eines Gärtnerhofs in Niedersachsen verdichtet sich, gleichzeitig wurde ein verseuchter Gurkenrest gefunden. Der deutsche Gesundheitsminister gibt vorsichtige Entwarnung.

Seit dem Ausbruch der EHEC-Infektionen sind in Deutschland 25 Menschen an dem aggressiven Darmkeim gestorben: Das hat der deutsche Gesundheitsminister Daniel Bahr nach einem Krisentreffen in Berlin bekanntgegeben. Für eine Entwarnung sei es zu früh, aber es gebe Anlass für Optimismus, "dass wir bundesweit das Schlimmste hinter uns haben". Dies zeigten die in den vergangenen Tagen vom Robert-Koch-Institut erfassten zurückgehenden Zahlen von Neuinfektionen.

Bisher seien 1959 EHEC-Fälle registriert, davon 689 mit besonders schwerem Verlauf, berichtete Bahr im Bundestag - weitere Todesfälle seien nicht auszuschließen. Er versicherte, dass Krankenhäuser nicht mit Mehrkosten allein gelassen würden. Die bestehenden Regelungen böten stark belasteten Kliniken die Möglichkeit, zusätzliche Vergütungen zu beantragen. Es gebe hier keinen Anlass, an Gesetzen etwas zu ändern.

Kritik wegen mangelnder Koordination der Behörden wies er zurück: Es sei eine "typisch deutsche Diskussion", dass nach einer neuen Behörde gerufen werde. Auch EU-Gesundheitskommissar John Dalli lobte die Anstrengungen Deutschlands im Kampf gegen EHEC. Er hat auch am Krisentreffen teilgenommen.

Verdacht gegen Gärtnerhof verdichtet

Woher der Erreger stammt, bleibt weiterhin unklar, allerdings verdichten sich die Verdachtsmomente gegen einen Gärtnerhof im niedersächsischen Bienenbüttel: Drei Mitarbeiterinnen seien wahrscheinlich an dem EHEC-Keim erkrankt, sagte der niedersächsische Agrarminister Gert Lindemann (CDU). Zumindest zwei Patienten aus Cuxhaven hätten Produkte des Sprossen-Hofs konsumiert.

Allerdings hatten die EHEC-Fahnder bisher keinen direkten Erfolg auf dem Hof: In den ersten 23 von 40 Proben fand sich keine EHEC-Erreger. Auch eine alte, im Kühlschrank vergessene Sprossenpackung eines EHEC-Patienten war frei von den Bakterien.

Zudem haben Experten auf einem Gurkenrest in einer Mülltonne in Magdeburg die mutierte Form des EHEC-Keims nachgewiesen, wie ein Sprecher des Landesgesundheitsministeriums mitteilte. Die Mülltonne gehörte einer Familie, die an EHEC erkrankt ist.

Mögliche Therapie gefunden

Mediziner der Universitätskliniken Greifswald und Bonn haben eine mögliche Therapie für EHEC-Patienten gefunden: Demnach könnten schwer erkrankte Personen mit einer speziellen Blutwäschetherapie behandelt werden. Die ersten Entwicklungen bei den Blutwerten stimmen uns optimistisch", sagte der Transfusionsmediziner Andreas Greinacher vom Universitätsklinikum Greifswald.

Den Forschungsergebnissen zufolge sorgt nicht nur das Gift Shigatoxin für den gefährlichen Verlauf der EHEC-Infektion, sondern auch die Bildung von Autoantikörpern: Diese verursachten einen Anstieg eines Gerinnungsfaktors, wodurch die Durchblutung wichtiger Gehirnregionen und der Nebennieren eingeschränkt sei.

Ö: Eine Million Euro für Werbung

Die EU-Kommission hatte am Dienstag eine Entschädigungssumme von 150 Millionen Euro für die EU-Gemüsebauern angekündigt. Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) ist die Summe "zu wenig", sagte er am Mittwoch dem Ö1-Mittagsjournal. Das in Österreich mit einer Mio. Euro dotierte "Maßnahmenpaket" für Gemüse-Werbekampagnen sei "kein frisches Geld", sondern werde von der AMA Marketing "vorgezogen".

"Eine Million wird sicher nicht reichen, um hier das Vertrauen zu gewinnen und wieder Sicherheit beim Konsumenten zu bekommen", sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Gerhard Wlodkowski, dem Ö1-Morgenjournal. Bauernbund-Chef Fritz Grillitsch (V) erwartet, dass EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos die Entschädigungen für die Bauern "deutlich aufbessern wird".

(Ag.)

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