Berüchtigter Mafiaboss geht FBI ins Netz

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James „Whitey“ Bulger stand Pate für die Jack-Nicholson-Rolle in dem Thriller „Departed“. 19 Morde werden dem irischstämmigen Gangsterboss zugeschrieben.

Washington. 16 Jahre führten Charlie und Carol Gasko ein beschauliches Dasein in einem kleinen Apartment in Santa Monica, einem Vorort von Los Angeles. Nachbarn beschreiben Carol als umgänglich und Charlie als unwirsch. Keiner ahnte, wer sich hinter dem vermeintlichen Rentner (81) mit dem Vollbart, der Halbglatze und dem Bostoner Akzent verbarg. „Niemand an der Westküste kannte James Bulger“, sagte ein FBI-Ermittler über die Nummer eins der Fahndungsliste, auf den ein Kopfgeld von zwei Millionen Dollar ausgesetzt war.

An der Ostküste – und insbesondere in Boston – hat der Name Bulger, allgemein bekannt unter „Whitey“, indes einen Klang wie Donnerhall. „Wenn er die Straße runterging, zitterte der Gehsteig“, heißt es noch heute in South Boston. Von einigen als „Robin Hood“ verehrt, verbreitet „Whitey“ Angst und Schrecken.

19 Morde werden dem irischstämmigen Gangsterboss zugeschrieben, der Pate stand für die Jack-Nicholson-Rolle des Frank Costello in Martin Scorseses Mafia-Thriller „Departed“. So ordnete er an, einem Opfer die Zähne herauszureißen, um dessen Identität zu verschleiern.

Während sein Bruder Bill Karriere als demokratischer Politiker und Senatspräsident von Massachusetts machte, lieferte James Bulger als Informant des FBI die italienischstämmige Mafiakonkurrenz ans Messer. Ein Tipp eines FBI-Beamten verhalf ihm vor der geplanten Verhaftung 1994 zur Flucht. Überall soll er gesichtet worden sein. Erst die Konzentration der Fahnder auf seine Lebensgefährtin führte nun schließlich auf seine Spur.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2011)

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