Die EU-Behörden geben ägyptische Sprossensamen die Schuld für die EHEC-Epidemie und verhängen ein Importverbot bis Oktober. Ägypter sehen ihr Land zu Unrecht an den Pranger gestellt.
Ägyptische Samen für Bockshornklee sollen schuld an der EHEC-Epidemie in Europa sein: Das haben deutsche und EU-Behörden am Dienstag bekannt gegeben. Nachdem nun ein Importverbot für Sprossensamen, Sojabohnen und Öl-Samen aus Ägypten verhängt worden ist, hat das Handelsministerium eine Krisensitzung einberufen. Die Zeitung "Al-Ahram" zitiert den Vorsitzenden des Komitees für landwirtschaftliche Exporte, Scharif al-Beltagi, mit den Worten, die Entscheidung über das Importverbot sei von der Europäischen Union "sehr rasch" gefällt worden.
Ein Beamter des Landwirtschaftsministeriums hatte die Entscheidung der Europäer am Dienstagabend in einer arabischen Talkshow kritisiert. Er behauptete, sie stützten sich auf veraltete Studien. Dabei hatten lokale Medien und das ägyptische Umweltministerium in den vergangenen Jahren selbst mehrfach darauf hingewiesen, dass Abwasser in Ägypten gelegentlich in die Bewässerungskanäle für Felder gelange. Kontakt mit Fäkalien ist eine mögliche Infektionsquelle mit EHEC-Keimen.
Viele Ägypter sind nun jedoch der Meinung, ihr Land werde zu Unrecht an den Pranger gestellt. Einige sprechen sogar von einem politischen Komplott mit dem Ziel, ihrem Land, das nach der Revolution ohnehin wirtschaftliche Schwierigkeiten zu bewältigen hat, zu schaden.
(Ag.)