Todesflug AF 447: Absturz wegen gehäufter Pilotenfehler

Air-France-Absturz wegen gehäufter Pilotenfehler
Air-France-Absturz wegen gehäufter Pilotenfehler(c) AP
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Die Piloten hätten nicht richtig auf den Geschwindigkeitsverlust reagiert. Sie seien für eine solche Situation offensichtlich nicht geschult gewesen.

Eine Reihe von Pilotenfehlern soll letztlich zum Absturz einer Air-France-Maschine mit 228 Toten am 1. Juni 2009 geführt haben. Zu diesem Ergebnis kam der dritte Untersuchungsbericht der Luftfahrtermittlungsbehörde BEA, der am Freitag veröffentlicht wurde, Die Piloten hätten nicht richtig auf den Geschwindigkeitsverlust reagiert, teilte die BEA in Paris mit. Sie hätten auch nicht erkannt, dass es zu einem Strömungsabriss kam.

In weniger als einer Minute nach dem Abschalten des Autopiloten hätten die manuellen Manöver des fliegenden Co-Piloten das Flugzeug aus seiner stabilen Fluglage gebracht. Ursache für das abrupte Abschalten des Autopiloten war eine ungenaue Geschwindigkeitsanzeige wegen einer vereisten Pitot-Sonde.

Piloten haben Situation nicht erfasst

Die Piloten seien für eine solche Situation offensichtlich nicht geschult gewesen. Keiner der Piloten habe die Situation erfasst, so der Untersuchungsbericht. Trotz der Alarmsignale der sogenannten Überziehwarnung sei sich die Besatzung nicht der Tatsache bewusst gewesen, dass ihr Flugzeug längst nicht mehr fliegt, sondern schon durchsackt. Die Passagiere seien zudem nicht über eine Notlage informiert worden, notiert die BEA. Als Konsequenz aus der bisherigen Unfall-Analyse gab die Behörde mehrere Sicherheitsempfehlungen heraus. Sie beziehen sich auf den Flugbetrieb, die Flugzeugzulassung und die Flugschreiber.


Flugzeughersteller Airbus begrüßte den Bericht als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zum völligen Verständnis der verhängnisvollen Ereignisse, die zum Absturz führten. Air France dagegen verwies darauf, dass zum gegenwärtigen Stadium der Ermittlungen nichts die technischen Fähigkeiten der Besatzung infrage stelle. Die Airline wies vielmehr auf ein irreführendes Verhalten der sogenannten Überziehwarnung hin, die das drohende Durchsacken eines zu langsam werdenden Flugzeugs anzeigt.

Irreführende Überziehwarnung

Im Unglücks-Airbus hatte sie zwar knapp eine Minute lang gewarnt; sie war danach aber verstummt, weil der Bordrechner eine derart geringe Geschwindigkeit im Reiseflug als unwahrscheinlich und damit falsch verwarf. "Das irreführende Einsetzen und Schweigen der Überziehwarnung - das dem aktuellen Flugzustand des Flugzeugs widersprach - hat erheblich zu den Problemen der Besatzung bei einer Analyse der Situation beigetragen", heißt es in der Air-France-Erklärung.

Zahlreiche Hinterbliebene der Absturz-Opfer zeigten sich von den neuen Untersuchungsergebnissen nicht überzeugt. "Im Moment kümmert man sich vor allem um Pilotenfehler statt um technische Aspekte", sagte Daniele Lamy, die bei dem Unglück ihren 27-jährigen Sohn verloren hat. "Ich behaupte ja nicht, dass es ein technisches Problem war, aber man darf auch nicht einfach den Piloten die Schuld in die Schuhe schieben", sagte sie. Auch für den Vater einer 20-jährigen Tochter lässt der Bericht der Fluguntersuchungsbehörde noch zu viele Fragen offen. "Ich möchte wissen, was passiert ist. Das weiß ich auch nach diesem Bericht heute noch nicht", sagte er.

Die französischen Ermittler stützen sich bei ihrem Bericht auf Erkenntnisse aus der Auswertung der Flugdatenschreiber des Unglücksflugzeugs. Nach ihrer Bergung aus 4000 Metern Meerestiefe waren die letzten Minuten des Fluges rekonstruiert worden. Demnach war der Airbus am 1. Juni 2009 auf dem Nachtflug Rio-Paris in rund vier Minuten aus 11.500 Metern Höhe ins Meer gestürzt. Alle 228 Menschen an Bord starben, darunter 28 Deutsche. Die BEA hat bisher die Umstände des Unfalls nachgezeichnet, sich mit einer Antwort zur Frage nach der Verantwortung für das Unglück aber zurückgehalten.

(APA)

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