Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: Dutzende Tote

Symbolbild Flüchtlinge auf Lampedusa
Symbolbild Flüchtlinge auf Lampedusa(c) AP (ALESSIA CAPASSO)
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Zeugen sprechen von etwa hundert Menschen, die bei der Überfahrt von Libyen nach Lampedusa verhungert oder verdurstet sind. Die Leichen wurden über Bord geworfen.

Itlienische Medien sprechen bereits von einem "Horrorjahr". Seit Beginn der Unruhen in Nordafrika starben Schätzungen zufolge über 1700 Menschen auf ihrer Flucht vor Armut und Krieg in den Fluten des Mittelmeers. Bei der letzten großen Flüchtlingswelle im Jahr 2008 wurden offiziell 1274 Tote registriert. Die schockierenden Berichte über tragische Seefahrten in der Straße von Sizilien häufen sich.

Etwa 100 Personen sind bei der Überfahrt von Libyen nach Lampedusa verhungert oder verdurstet. Ihre Leichen wurden ins Meer geworfen. Dies berichteten mehrere Zeugen an Bord eines Flüchtlingsbootes mit über 300 Menschen, das am Donnerstag von der italienischen Küstenwache auf Lampedusa gebracht wurde.

"Nach einiger Zeit hat der Motor nicht mehr funktioniert, das Boot ist tagelang auf offener See herumgetrieben. Vor allem Frauen und Kinder sind unter der prallen Sonne verdurstet, ihre Leichen wurden ins Meer geworfen", berichtete eine schwer geschockte Überlebende. Das Boot war vor genau einer Woche von Libyen abgefahren. Tagelang sollen die Migranten ohne Hilfe auf dem Boot auf offener See ausgeharrt haben.

40 dehydrierte Flüchtlinge wurden im Krankenhaus von Lampedusa behandelt. "Ihr Zustand hat sich gebessert", erklärte der Leiter des Krankenhauses Pietro Bartolo. Eine Frau mit Nierenproblemen wurde in ein Krankenhaus in Palermo eingeliefert.

Ignorierte Nato einen Hilferuf?

Italienische Medien berichteten, dass ein Nato-Schiff, das sich etwa 27 Seemeilen von dem Boot entfernt befand, den treibenden Flüchtlingen keine Hilfe geleistet habe. Das Nato-Schiff habe nicht auf den Appell eines Frachtschiffes aus Zypern reagiert, das für die Flüchtlinge um Hilfe gebeten hatte. Der italienische Außenminister Franco Frattini fordert daher von der Nato eine offizielle Untersuchung.

Erst am Montag und Dienstag waren in Lampedusa laut offiziellen Angaben etwa 500 Flüchtlinge angekommen. Auf einem der Boote entdeckte die Küstenwache im Maschinenraum die Leichen von 25 Männern, die dort offenbar an den Abgasen erstickt waren. Aus Afrika machen sich jedes Jahr tausende Menschen in meist nicht hochseetauglichen Booten auf den Weg, um illegal nach Europa zu gelangen.

(Ag)

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