US-Satellit vor Absturz, Trümmer dürften aufschlagen

(c) EPA (NASA HANDOUT)
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Raumfahrt. „UARS“ wurde 2005 auf einen Absturzkurs geschickt. Wegen seiner Größe wird er nicht ganz verglühen, Reste sollen um den 24. September die Erde treffen.

Washington/Wien. In etwa einer Woche wird der inaktive Nasa-Forschungssatellit „UARS“ (Upper Atmosphere Research Satellite) unkontrolliert in die Atmosphäre eintreten. Wegen seiner Größe, und da manche Teile sehr hitzebeständig sind, wird er nicht total verglühen: Mehrere Teile sollen die Erde treffen. Die Chance, dass Menschen zu Schaden kommen, ist laut Nasa (Homepage) nicht eben astronomisch klein: Sie beträgt doch 1 zu 3500.UARS ist ein Quader von elf Meter Länge und 4,5 m Breite, so groß wie ein Bus. Er wurde 1991 von einem Shuttle in einen Orbit in 575 km Höhe gebracht und wiegt ca. sechs Tonnen. Er trägt Geräte, die Zusammensetzung und Vorgänge in der oberen Atmosphäre, vor allem der Ozonschicht, gemessen haben: etwa Konzentration und Verteilung von Ozon, Methan, Wasser und FCKW, sowie Winde, Wärmeab- und Sonneneinstrahlung. Er wurde 2005 durch Manöverdüsen auf einen „Absturz-Orbit“ in ca. 380 km Höhe gesenkt; da ist die Dichte der Atmosphäre zwar noch fast null, aber die paar Luftmoleküle reichen, um Objekte zu bremsen und irgendwann zum Absturz zu bringen.

Zielgebiet Moskau?

Russische Medien spekulieren, Moskau liege in der Absturzzone. Laut Nasa ist es zu früh, das auszurechnen. Da UARS in Nordsüdrichtung kreist (nun in ca. 240 km Höhe) und die Erde sich dreht, könnten Teile jeden Ort treffen, jedenfalls zwischen 57° Nord (entspricht Göteborg, Schweden) und 57° Süd (südlich Neuseeland). Vermutlich fällt alles ins Meer. Es soll Teile im Gesamtgewicht von 533 Kilo regnen, vor allem eine Instrumentenplattform aus Aluminium (158 Kilogramm) und einen Kardanring aus Titan (61 kg). Giftige Stoffe sollen nicht darunter sein.

--> Animation: Die Umlaufbahn des Satelliten

Hunderte Satelliten stürzten seit 1957 ab, zuzüglich anderer Teile wie ausgebrannter Raketenstufen und anderem „Weltraummüll“ insgesamt im Schnitt ein Objekt pro Tag. Passiert ist an sich nichts, da fast alles verglüht oder ins Meer fällt: Nachweislich wurde nur ein Mensch durch ein künstliches Objekt aus dem All leicht verletzt: 1997 traf ein US-Raketenteil eine Frau in Oklahoma. „Die Chance, dass sie so etwas trifft, ist so groß, als würden sie beginnen, Ski zu fahren, und binnen 20 Sekunden tödlich verunglücken“, so Heiner Klinkrad, Wissenschaftler der ESA, zur „Presse“.

Heuer kommt noch einer

Heikler war der Absturz des Sowjet-Spionagesatelliten „Kosmos 954“ auf Nordkanada 1978. Er trug einen Kernreaktor, radioaktive Teile fielen auf ein über 120.000 km2großes Gebiet. Heuer dürfte übrigens noch ein Satellit abstürzen: der außer Kontrolle geratene deutsche Forschungssatellit „Rosat“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2011)

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