UN-Studie: 2010 fast 470.000 Morde weltweit

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UNStudie 2010 fast 470000(c) REUTERS (LOUAFI LARBI)
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80 Prozent der Mordopfer und Täter weltweit sind Männer. Fünf Prozent der Mord wurden in Europa verübt.

80 Prozent aller Mordopfer, aber auch der Täter sind männlich. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Donnerstag in Wien veröffentlichte Studie der Vereinten Nationen. Demnach wurden 2010 global 468.000 Morde begangen - 36 Prozent davon in Afrika, 31 Prozent in Amerika, 27 Prozent in Asien und fünf Prozent in Europa sowie ein Prozent in Ozeanien. 42 Prozent dieser Taten wurden mit Schusswaffen verübt (Amerika: 74 Prozent, Europa: 21 Prozent).

Männer haben ein höheres Risiko, im öffentlichen Raum ermordet zu werden. Frauen dagegen sind eher zu Hause davon betroffen, wie die Studie unterstreicht. In Europa wurde die Hälfte aller weiblichen Mordopfer von Familienmitgliedern getötet. "Die überwiegende Mehrheit der Opfer von Gewalt in der Familie oder durch einen Partner waren Frauen", berichtete die UNO. In Europa waren fast 80 Prozent aller Menschen, die von einem aktuellen oder ehemaligen Partner umgebracht wurden, Frauen.

Zentralamerika: Mordrate eine "Krise"

Die meisten Morde gibt es in Lateinamerika und Afrika. Vergleicht man die Zahlen mit den Einwohnerzahlen der Kontinente, so ist die Zahl der Morde in Afrika und Amerika doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt. Vor allem in Zentralamerika und der Karibik kann die Mordrate laut dem Bericht - dem ersten weltweiten der UNO - nahezu als "Krise" bezeichnet werden. In Asien, Nordamerika und Europa hingegen sei die Rate seit 1995 so weit zurückgegangen, dass vom Mord als von "einer seltenen Erscheinung" gesprochen werden könne.

Organisiertes Verbrechen, vor allem im Zusammenhang mit Drogen, ist in Amerika (gemeint ist der gesamte Kontinent, Anm.) für ein Viertel aller durch Feuerwaffen verursachten Morde verantwortlich, aber nur für fünf Prozent in Asien und Europa (soweit Daten vorhanden waren). Das bedeute aber nicht, so der Bericht, dass organisierte Verbrecherbanden in diesen Regionen nicht aktiv sind, sondern dass sie dort letale Gewalt bei ihren Operationen nicht im gleichen Maß einsetzen.

Kriminalität verjagt die Wirtschaft

Etwa 40 Prozent der Länder haben Mordraten unter drei Opfer pro 100.000 Einwohner (so auch Österreich). Im krassen Gegensatz dazu ist diese Rate in 17 Prozent aller Staaten größer als 20 Ermordete pro 100.000 Einwohner.

Die UN-Studie zeigt eine klare Verbindung zwischen Verbrechen und Entwicklung. In Ländern mit großen Einkommensunterschieden ist die Verbrechensrate viermal höher als anderswo. "Kriminalität verjagt die Wirtschaft, zieht Humankapital ab und destabilisiert Gesellschaften", heißt es in dem Bericht.

(Ag.)

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