Fukushima: IAEA begeistert, Wissenschaft besorgt

Strahlenmessung beim AKW Fukushima
Strahlenmessung beim AKW Fukushima(c) REUTERS (Kyodo)
  • Drucken

Die Atomenergiebehörde hat die Gegend um das AKW untersucht und verzichtet auf Kritik. Ganz anders klingen aktuelle Forschungsberichte.

Vor mittlerweile mehr als acht Monaten sorgte ein verheerender Tsunami für einen Super-GAU im japanischen Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi. Die Folge waren Explosionen, Kernschmelzen und andere Katastrophenszenarien, die das gesamte Land nachhaltig veränderten.

Neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge ist die Präfektur Fukushima "hochgradig" radioaktiv verseucht. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hingegen zeigte sich nach einer weiteren Fact-Finding-Mission regelrecht begeistert über den Zustand rund um den Unglücksreaktor.

Empfehlungen und Ratschläge statt Kritik

Ein zwölfköpfiges Team von IAEA-Inspektoren besuchte von 7. bis 15. Oktober Japan, besichtigte das AKW Fukushima, überzeugte sich von den Sanierungsarbeiten in den betroffenen Regionen, sprach mit Politikern und Forschern - und holte schlussendlich zu einem allumfassenden Lob für die Verantwortlichen aus. Kritik wird man in dem 75-seitigen Bericht der Fact-Finding-Mission vergeblich suchen. Hie und da Empfehlungen und Ratschläge, der Rest ist Begeisterung über den Fortschritt der Aufräumarbeiten.

Das Sanierungsprogramm umfasst laut IAEA eine Fläche von 500 Quadratkilometern, auf der die Strahlenbelastung bei über 20 Millisievert pro Jahr liegt (zum Vergleich: Wien mit 0,1 Millisievert pro Jahr), sowie ein Gebiet von 1300 Quadratkilometern mit Strahlenwerten zwischen fünf und 20 Millisievert pro Jahr. Cäsium 134 und 137 seien derzeit die dominierenden radioaktiven Elemente - allerdings lediglich in den obersten Erdschichten. Kurzlebigere Isotope hätten sich bereits verflüchtigt.

Forschungsberichte mit großen Bedenken

Ganz anders - nämlich besorgt - klingen dagegen aktuelle Forschungsberichte in der Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences". Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP äußerte dort ein internationales Wissenschaftlerteam bezüglich des Status quo rund um das AKW Fukushima-Daiichi große Bedenken.

Demnach werde der Anbau von Lebensmitteln im Großraum Fukushima durch hohe Konzentrationen von Cäsium im Boden "ernstlich beeinträchtigt". Obwohl die Strahlungswerte in der nordostjapanischen Region unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte lägen, sei "die gesamte Präfektur Fukushima hochgradig verschmutzt".

Katastrophe vor acht Monaten

Das Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi war am 11. März 2011 durch ein Erdbeben und einen anschließenden Tsunami schwer beschädigt worden. Der Katastrophe fielen rund 20.000 Menschen zum Opfer oder wurden als vermisst gemeldet. Zehntausende mussten die verstrahlten Gebiete verlassen.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.