Costa Concordia: Hohe Wellen gefährden Suche

The Costa Concordia cruise ship is seen after it ran aground off the west coast of Italy at Giglio is
The Costa Concordia cruise ship is seen after it ran aground off the west coast of Italy at Giglio is(c) REUTERS (Paul Hanna)
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Starke Wellen und Wind könnten das Schiff endgültig sinken lassen. 22 Menschen werden noch immer vermisst.

Nach dem Schiffsunglück vor der italienischen Insel Giglio gefährden hohe Wellen die Suche der Tauchermannschaften nach Überlebenden. Taucherteams setzten am Donnerstag die Suche nach den 22 Vermissten fort, doch die Lage wurde von Stunde zu Stunde schwieriger. Meteorologen warnten vor starken Winden und Wellen, die das havarierte Schiff sinken lassen könnten. Bisher wurden acht der elf Todesopfer identifiziert. Dabei handelt es sich um vier Franzosen, um einen Italiener, einen Spanier, einen Ungarn und einen Peruaner.

Umweltminister Corrado Clini warnte vor der Gefahr, dass das Schiff mit 2400 Tonnen Treibstoff sinken könnte. "Es befindet sich in einer unsicheren Lage und könnte bei höheren Wellen sinken", warnte der Minister in einer Ansprache vor dem Parlament am Donnerstag. Das Kabinett in Rom plane Maßnahmen, um große Schiffe von Naturschutzgebieten fernzuhalten. Überhaupt sollen Kreuzfahrtschiffe und Tanker aus dem Meeresschutzgebiet rund um die Inseln der Toskana und aus der Lagune Venedig verbannt werden, so Clini.

Regierung: Fünf Millionen Euro für Rettung

Die Regierung Monti wird bei einer am Freitag geplanten Ministerratsitzung fünf Millionen Euro für den Rettungseinsatz vor der Insel Giglio zur Verfügung stellen, berichtete der Umweltminister. Der Ministerrat werde dafür den Notstand in dem von der Katastrophe betroffenen Gebiet ausrufen. Dadurch soll schnelle Hilfe ermöglicht und sollen zusätzliche Geldmittel locker gemacht werden.

Die niederländische Bergungsfirma Smit Salvage könnte schon bald mit dem Abpumpen des Treibstoffs aus dem Wrack beginnen. Mehr als zwei Wochen dürfte das Unternehmen mit Sitz in Rotterdam benötigen, um die 2400 Tonnen Dieselöl zu sichern. "Der Beginn der Operation hängt davon ab, wie lange die Suche nach Vermissten noch dauern wird. Wir können nicht mit dem Abpumpen beginnen, solange die Suchaktion im Gange ist", sagte Clini.

Kreuzfahrtgesellschaft in Bedrängnis

Die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, Betreiber des vor den Küsten der Toskana havarierten Schiffes, gerät inzwischen ins Visier der Justiz. Die mit den Ermittlungen rund um die Katastrophe beauftragten Staatsanwälte der toskanischen Stadt Grosseto wollen herausfinden, warum die Reederei Kapitän Francesco Schettino nicht sofort gedrängt hat, den Notstand an Bord auszurufen und 68 Minuten lang mit dem Beginn der Evakuierung des Schiffes zugewartet wurde.

Die Staatsanwälte wollen überdies klären, ob die Reederei durch unzulängliche Informationen des Kapitäns über die tatsächlichen Zustände an Bord irregeführt wurde oder ob sie in einer ersten Phase versucht habe, das Ausmaß der Katastrophe herunterzuspielen. So sei die Evakuierung verspätet begonnen worden, was mehrere Menschen das Leben gekostet haben könnte, vermuten die Ankläger. Ermittlungen sollen auch gegen den Krisenmanager der Reederei eingeleitet werden, berichteten italienischen Medien.

Die Reederei macht für die Katastrophe den Kapitän verantwortlich. Der unter Hausarrest stehende Schettino wurde am Donnerstag von Costa Crociere suspendiert. Die Gesellschaft werde den 52-Jährigen nicht vor Gericht verteidigen, teilte der Rechtsanwalt von Costa Crociere, Marco De Luca, mit. Offizier Ciro Ambrosio, gegen den ebenfalls ermittelt wird, wurde dagegen nicht vom Dienst suspendiert.

Die Staatsanwälte wollen auch prüfen, ob sich blinde Passagiere an Bord des havarierten Kreuzfahrtschiffes befanden. Dies würde die Verwirrung über die offizielle Anzahl der Personen auf dem verunglückten Schiff und der Vermissten erklären. Die Ermittler wollen nach Angaben italienischer Medien vor allem eine 25-jährige Moldawierin befragen, die in der Nacht des Unglücks mit Schettino auf der Kommandobrücke war. Der Kapitän selber hatte vor Ermittlern berichtet, dass sich die Frau auf der Kommandobrücke befunden hatte. Costa Crociere teilte mit, dass die Moldawierin keine blinde Passagierin war, sondern auf der Passagierliste stand.

(Ag. )

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