Raue See: "Costa Concordia" rutscht weiter ab

Raue Costa Concordia rutscht
Raue Costa Concordia rutscht(c) REUTERS (HANDOUT)
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Weil sich das Kreuzfahrtschiff erneut bewegt, wurde die Suche nach Vermissten wieder unterbrochen. Ein Roboter soll den Meeresboden untersuchen. Die Regierung hat den Notstand ausgerufen.

Die raue See macht den Suchmannschaften am Wrack der "Costa Concordia" zu schaffen. Der Taucheinsatz musste am Freitag erneut unterbrochen werden. Das Kreuzfahrtschiff habe sich bewegt, erklärte ein Sprecher der Rettungsteams. Meteorologen warnten vor starken Winden und Wellen, die das havarierte Schiff sinken lassen könnten. Nicht ausgeschlossen wurde, dass das Wrack an Felsen verankert werden könnte, so die Rettungsteams. Damit wolle man das Sinken verhindern, sollten sich die Wetterbedingungen weiterhin verschlechtern, berichteten die toskanischen Behörden.

Die "Costa Concordia" liegt auf einem Felsvorsprung in 37 Meter Tiefe. Laut Experten, die das Schiff mit Lasergeräten überprüfen, bewegt sich das Schiff wegen der rauen See 1,5 Zentimeter pro Stunde. Nun soll die Stabilität der "Concordia" geprüft werden. Ein ferngesteuerter Unterwasser-Roboter soll den Meeresgrund rund um das Wrack überprüfen. Damit wollen die Fachleute der Reederei Costa Crociere feststellen, ob das Schiff völlig sinken könnte. Es wird befürchtet, dass der Luxusliner bis zu 70 Meter tief ins Wasser abrutschen könnte.

2400 Tonnen Dieselöl befinden sich in den Tanks des Schiffs. Sollten sie ins Wasser gelangen, wäre das Meeresschutzgebiet im Toskanischen Archipel in akuter Gefahr. Die italienische Regierung hat den Notstand ausgerufen, um schnelle Hilfe und zusätzliche Geldmittel zu ermöglichen. Laut der Regierung kann das Abpumpen des Öls im Wrack nicht beginnen, so lange die Suche nach Vermissten noch im Gange ist. "Es befindet sich in einer unsicheren Lage und könnte bei höheren Wellen sinken", sagte Umweltminister Corrado Clini.

Zeugin entlastet Kapitän

Eine junge Frau aus Moldawien, die laut Medienberichten als wichtige Zeugin des Kreuzfahrtunglücks gilt, hat sich zu Wort gemeldet und den Kapitän der "Costa Concordia" in Schutz genommen. "Alle Anschuldigungen, die man heute gegen ihn hört, sind absurd", sagte die 25-jährige Domnica Tschemortan am Donnerstag in der Hauptstadt von Moldawien, Chisinau. "Der Kapitän der 'Costa Concordia' ist der beste der Firma. Er hat alles richtig gemacht und Menschenleben gerettet. Er ist ein Held. Alle Besatzungsmitglieder haben sich professionell verhalten und Leben gerettet."

Italienische Medien hatten am Donnerstag berichtet, die Ermittler wollten Tschemortan als wichtige Zeugin für das Verhalten des Kapitäns Francesco Schettino während der Katastrophe vernehmen. Die blonde Balletttänzerin und der Kapitän hätten angegeben, sie sei mit Schettino zusammen gewesen, als das Kreuzfahrtschiff vor der Insel Giglio am Freitagabend vergangener Woche einen Felsen rammte. Die 25-Jährige sei auch auf der Kommandobrücke des Schiffes gewesen. Die Reederei Costa Crociere entgegnete Gerüchten, dass die Moldawierin eine blinde Passagierin gewesen sei. Die 25-Jährige habe auf der Passagierliste gestanden.

Tschemortan sagte, sie habe für die Costa-Reederei auf anderen Schiffen gearbeitet und habe an Bord der "Concordia" ihren 25. Geburtstag feiern wollen. Zum Zeitpunkt des Unglücks habe sie mit Freunden zu Abend gegessen. Sie bestritt, dass Schettino auf der Brücke Drinks genommen habe. Er war vor einigen Tagen einem Drogen- und Alkoholtest unterzogen worden, deren Resultate noch nicht bekanntgegeben wurden. Um 23.50 Uhr sei sie ins Wasser gesprungen, sagte sie. "Der Kapitän hat da noch auf der Brücke gearbeitet."

Kapitän: "Welchen Fehler habe ich gemacht"

Nach Angaben von Augenzeugen befand sich der Kapitän um 00.30 Uhr auf einem Felsen in Sicherheit. Er kehrte nicht an Bord zurück, um die Rettungsaktion zu überwachen, die bis sechs Uhr früh andauerte. Über seinen Anwalt Bruno Leporatti ließ Schettino ausrichten, dass er alles unternommen habe, um die Passagiere und die Besatzungsmitglieder in Sicherheit zu bringen. "Wenn ich einen Fehler gemacht habe, bin ich bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen. Man muss aber zuerst klären, welchen Fehler ich gemacht habe."

Der Rechtsanwalt des Kapitäns forderte die Entlassung seines Mandanten aus dem Hausarrest in seinem Heimatort Meta di Sorrento südlich von Neapel. Es bestehe keine Fluchtgefahr, sein Mandant habe außerdem keine Möglichkeit, für die Ermittlungen wichtiges Beweismaterial zu unterschlagen, berichtete der Anwalt.

(APA)

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