Auch im Fall einer Bergung geht der Luxusliner nicht mehr auf Fahrt. Der Costa-Geschäftsführer bestritt Sicherheitsmängel an Bord des havarierten Schiffes.
Die Vermisstensuche im versunkenen Teil des Kreuzfahrtschiffs "Costa Concordia" wird nicht wieder aufgenommen. Dies teilte Italiens Zivilschutzchef Franco Gabrielli am Dienstag den betroffenen Angehörigen mit. Für die Aktion sei keine ausreichende Sicherheit gegeben, berichtete Gabrielli. Die Suche soll jedoch im restlichen Teil des Schiffes sowie im Meer fortgesetzt werden. Nach den Daten der Präfektur fehlt noch von 16 Personen jede Spur.
Die Aktion war Sonntag früh unterbrochen worden, weil sich das Schiff in der Nacht etwas stärker bewegt hatte. Kontrollinstrumente hätten gezeigt, dass sich die "Costa Concordia" innerhalb von sechs Stunden um dreieinhalb Zentimeter verschoben hat. Der Krisenstab auf der Insel Giglio hatte mehrfach betont, dass sich das 290 Meter lange Schiff zwar leicht bewege, jedoch stabil auf einem Felsen liege.
Das Schicksal des havarierten Kreuzfahrtschiffs ist bereits besiegelt: Die "Costa Concordia" werde auch im Fall seiner Bergung nie wieder fahren, sagte Pierluigi Foschi, Geschäftsführer der Reederei Costa Crociere, in einer Ansprache vor dem Senat. Morgen, Mittwoch, soll das Abpumpen des Treibstoffs aus dem Wrack beginnen. "Wir brauchen noch 24 Stunden, um die Pumpen zu installieren", so Foschi.
Der Costa-Geschäftsführer bestritt Sicherheitsmängel an Bord des havarierten Schiffes. Die Besatzung sei trainiert worden, um Notstandssituationen zu bewältigen. Alle vier Wochen werde das Personal einem Trainingsprogramm unterzogen. Foschi bemängelte, dass zu viel Zeit zwischen der Havarie und dem Evakuierungsbefehl vergangen sei.
Neue Vorwürfe gegen den Kapitän
Nach Angaben des Bordarztes Gianluca Marino Cosentino kam es wegen des Verhaltens von Kaptiän Francesco Schettino zu gravierenden Verzögerungen bei der Evakuierung. "Das Besatzungspersonal war schon eine halbe Stunde lang zur kompletten Evakuierung bereit, bevor per Lautsprecher der Befehl zum Verlassen des Schiffes kam", so Cosentino im Interview mit der neapolitanischen Tageszeitung "Il Mattino". Der Evakuierungsbefehl war seiner Ansicht nach nicht vom Kapitän gegeben worden. "Es war zu 90 Prozent nicht seine Stimme", so Cosentino.
In der Nacht nach der Havarie sei ihm der Kapitän geschockt und nicht bei sich vorgekommen. Er sei keineswegs seinen Koordinierungspflichten an Bord nachgekommen, so der Bordarzt. "Ich war sehr überrascht, als ich nach Mitternacht Schettino ohne Uniform auf der Insel Giglio gesehen habe", so Cosentino.
(Ag.)