"Costa Allegra": 35 Österreicher wieder in der Heimat

Großer Medienandrang bei der Ankunft der 35 österreichischen Allegra-Passagiere.
Großer Medienandrang bei der Ankunft der 35 österreichischen Allegra-Passagiere.(c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
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In der Früh landete in Schwechat der Flieger mit den "Heimkehrern" von der "Costa Allegra". Panik an Bord habe es nicht gegeben.

35 der 97 Österreicher, die sich an Bord des havarierten Kreuzfahrtschiffes "Costa Allegra" befunden hatten, sind wieder in der Heimat. Die gecharterte Maschine der italienischen Neosair aus Mahe landete am Freitag um 6.37 Uhr in Wien-Schwechat. Panik an Bord der "Costa Allegra" habe es "absolut nicht" gegeben, meinte Micheline Bauma aus Lichtenau im Walviertel, eine der "Heimkehrereinnen". "Wasser und die Toiletten" seien die Probleme gewesen. Alles andere bezeichnete die Niederösterreicherin sogar als "ganz normal". Gerüchte der vergangenen Tage über Zwischenfälle an Bord bezeichnete sie als "Schwachsinn". Die Situation auf der "Costa Allegra" sei "absolut nicht so tragisch" gewesen, "wie man es dargestellt hat".

"Zum Schluss, am vierten Tag, ist die Aggression der Passagiere aber gewachsen. Die Leute sind langsam mürbe geworden. Wenn es noch länger gedauert hätte, dann wäre das nicht mehr ruhig abgelaufen", schränkte die Salzburgerin Sigrid Maria Größing ein.

"Das war eine anstrengende Fahrt", sagte die Belgierin Alena Daem nach ihrer Ankunft an Land. Sie sei "erschöpft, aber vor allem froh, dass das alles vorbei ist", so die 62-Jährige. Sie war eine der 627 Urlauber auf der "Costa Allegra". Das im Indischen Ozean havarierte Kreuzfahrtschiff hat Donnerstag den Hafen der Seychellen-Hauptinsel Mahe erreicht.

"Es war absolut schrecklich", sagt ein 82-jähriger Franzose im Hafen von Victoria über die Tage nach dem Brand im Maschinenraum und dem Stromausfall. "Kein Licht, keine Toiletten, ich konnte an Deck kaum schlafen zwischen so vielen dicht gedrängten Menschen", so der 82-Jährige. Passagiere und Crewmitglieder verbrachten die Nächte im Freien an Deck.

"Hitze und Wassermangel haben uns belastet, aber ansonsten haben wir keine dramatischen Momente erlebt", berichtete das Besatzungsmitglied Riccardo V. Der italienische Passagier Giuseppe B. lobte die Effizienz der Crew an Bord: "Uns ist die bestmögliche Unterstützung zugesichert worden. Das Personal hat alles für uns getan." Die Gäste und die Crew der "Costa Allegra" befinden sich in guter gesundheitlicher Verfassung. "Es sind keine kritischen Vorkommnisse festzustellen", sagte ein Sprecher der Reederei Costa Crociere. Das Kreuzfahrtschiff hatte sich am Montag auf dem Weg von Madagaskar zu den Seychellen befunden, als im Maschinenraum ein Brand ausbrach.

Zu den Seychellen geschleppt

Die "Costa Allegra" wurde daraufhin von einem französischen Thunfischkutter in den Hafen von Mahe geschleppt. Begleitet wurde das havarierte Kreuzfahrtschiff aus Sorge vor möglichen Piratenangriffen in den vergangenen Tagen von Schiffen der Küstenwache. Nach Angaben der Reederei wollen mehr als 70 Prozent der 627 Passagiere ihren Urlaub fortsetzen. Sie sollen nun mit Schiffen zu Hotels auf verschiedenen Seychellen-Insel gebracht werden. 199 Personen wurden noch am Abend mit drei gecharterten Maschinen nach Europa geflogen.

Staatsanwalt ermittelt

Die Staatsanwaltschaft der italienischen Hafenstadt Genua hat inzwischen Ermittlungen eingeleitet, um die Ursachen des Brandes an Bord der "Costa Allegra" zu klären. Bisher hatte der Schiffskapitän ausgeschlossen, dass der Brand gelegt worden sei.

Doppelter Preis als Schadenersatz

Die Passagiere des Luxusliners erhalten den doppelten Preis der Kreuzfahrt als Entschädigung zurück. Dies teilte Costa Crociere am Donnerstag mit. "Passagiere, die mit dieser Entschädigung nicht einverstanden sind, können eine Klage gegen Costa Crociere einreichen, doch ich glaube nicht, dass dies der Fall sein wird", betonte der stellvertretende Exekutivpräsident der Kreuzfahrtgesellschaft, Norbert Stiekema, der in Victoria, Hauptstadt der Seychellen, eingetroffen ist.

Es sei noch zu früh, das Entschädigungs-Angebot der Reederei zu bewerten, meinte Maria Ecker, Rechtsexpertin des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). Der VKI wird auch im Fall der "Costa Allegra" heimische Geschädigte unterstützen. "Wir wollen zuerst aus erster Hand von Betroffenen hören, welche Szenen sich tatsächlich an Bord abgespielt haben", so Ecker. Sie warnte davor, "sich vorschnell auf Pauschalangebote der Reederei einzulassen."

(Ag.)

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