Der mutmaßliche Serienattentäter motivierte sich offenbar mit Hilfe des Internets. Hinweise, dass er einer Terrorgruppe angehörte, gibt es nicht.
Frankreich rätselt über die Radikalisierung des am Donnerstag getöteten Serienmörders von Toulouse. Mohamed Merah gehörte nach derzeitigem Stand der Ermittlungen weder zu einer Terrorgruppe noch besuchte er ein Trainingscamp in Afghanistan. "Nach unserer Kenntnis gab es keine Zelle", sagte Staatschef Nicolas Sarkozy am Montag in einem Radiointerview. "Er hat kein Ausbildungslager absolviert, er war an keiner religiösen Hochschule und er hat sich nicht an terroristischen Handlungen beteiligt." Merah habe sich über das Internet selbst radikalisiert, sagte Sarkozy.
Merah hatte an drei Tagen im März insgesamt sieben Menschen erschossen, darunter an einer jüdischen Schule drei Kinder und einen Lehrer. Bevor er am vergangenen Donnerstag bei der Stürmung seiner Wohnung getötet wurde, hatte er sich selbst als Mujahid (Gotteskrieger) bezeichnet und erklärt, dem Terrornetzwerk al-Qaida nahezustehen.
Als einziger möglicher Mitwisser gilt bisher Merahs Bruder Abdelkader. Gegen ihn leitete die Justiz am Sonntagabend ein Anklageverfahren ein. Abdelkader Merah verurteile die Taten zutiefst und hoffe, "nicht zum Sündenbock für das zu werden, was sein Bruder getan hat", sagte Pflichtverteidigerin Anne-Sophie Laguens am Sonntagabend nach der Ausstellung des Haftbefehls.
Die vergangene Woche verhafteten Islamisten sollen laut Behörden die Entführung prominenter Personen erwogen haben. Gegen 13 der am Freitag Verhafteten ist eine Strafuntersuchung eingeleitet worden.
19 Sympathisanten einer verbotenen Gruppe wurden verhaftet, man fand bei ihnen Gewehre. Der Attentäter von Toulouse, Mohamed Merah, wurde unterdessen beerdigt.
Die Leiche von Mohamed Merah wurde am Stadtrand von Toulouse beigesetzt. Die Stadtverwaltung hatte vergeblich versucht, die Bestattung des 23-Jährigen zu verhindern.
Video über Mordserie wurde laut Polizei von Komplizen abgeschickt. Adressiert war das Paket an das Pariser Büro des arabischen TV-Senders al-Jazeera. Der Fernsehsender wird es nicht senden.