China: Der illegale Handel mit Elfenbein boomt

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Symbolbild(c) EPA (JON HRUSA)
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Die Gier reicher Chinesen nach Elfenbein und anderen exotischen Tierprodukten bedroht den Artenbestand weltweit. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die angeblichen heilenden Kräfte, sondern auch um Spekulation.

Peking. Einst hat es sie auch auf dem Gebiet des heutigen China gegeben: Elefanten, die große Lasten schleppen konnten und deswegen für die Menschen seit Jahrhunderten von großem Nutzen waren. Davon zeugen noch heute alte Malereien auf Porzellanvasen und seidenen Bilderrollen. Heute sind chinesische Elefanten weitgehend ausgestorben. Schuld daran ist die Vorliebe der Chinesen für Elfenbein. Wegen dieses ungebrochenen Begehrens droht den afrikanischen Rüsseltieren nun ein ähnliches Schicksal.

Nach Angaben einer Studie des Internationalen Tierschutz-Fonds (IFAW) ist die Zahl der Elefanten, die in Afrika wegen ihrer Stoßzähne getötet werden, in den vergangenen drei Jahren wieder „dramatisch“ angestiegen. Bereits 2009 wurden 35 Tonnen illegales Elfenbein beschlagnahmt. 2011 waren es bei den bekannt gewordenen Beschlagnahmungen mindestens 56 Tonnen. Dabei wird geschätzt, dass die Zollbehörden gerade einmal jede zehnte illegale Lieferung zu fassen bekommen. Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass in einem Nationalpark in Kamerun etwa 400 Elefanten wegen des Elfenbeins getötet wurden, in Afrika auf das gesamte Jahr gerechnet, könnten es gar 38.000 Elefanten sein, befürchten zumindest Wissenschaftler.

Legaler Handel öffnet Schleusen

Grund dieser Zunahme: 2008 wurde China und Japan im Rahmen des Artenschutzübereinkommens „Cites“ der legale Verkauf von Elfenbein aus Lagerbeständen der Länder Botswana, Namibia, Südafrika und Simbabwe in bestimmter Menge wieder genehmigt. Die Begründung: Indem mit den Lagerbeständen die Nachfrage mit legalem Elfenbein gesättigt werde, könnte dem illegalen Handel und der Wilderei auf Elefanten Einhalt geboten werden.

Tierschützer hielten den Beschluss schon damals für verheerend und befürchteten, der legale Handel könne dazu dienen, auch illegal gewildertes Elfenbein in den Markt zu schleusen. Genau das passierte: Der illegale Handel stieg wieder sprunghaft an. Elfenbein gilt in China seit jeher als Statussymbol der Wohlhabenden. Dass der Handel mit dem weißen Gold in der Volksrepublik gerade in jüngerer Zeit so boomt, hängt nach Angaben von Colman O'Criodain vom World Wide Fund (WWF) mit dem rasant gestiegenem Wohlstand vieler Chinesen zusammen.

1900 Euro für ein Kilo

Was neu dazugekommen ist: Inzwischen wird mit Elfenbein auch heftig spekuliert. So hat sich der Preis der IFAW-Studie zufolge von 2006 bis 2011 auf umgerechnet 1900 Euro pro Kilogramm mehr als verdreifacht. Im Jahr 2002 kostete die gleiche Menge noch nicht einmal 100 Euro. Und längst geht es nicht mehr nur um Elfenbein. Ob Bären, Schildkröten, Schlangen, Affen oder Leoparden – je seltener das Tier, desto gefragter sind dessen Produkte. Besonders zugesetzt wird dem Tiger. Bei ihm ist es nicht nur das Fell, sondern es sind auch die Tatzen, Krallen, die Knochen und sogar das Fleisch – all das wird auf den chinesischen Schwarzmärkten zu Höchstpreisen gehandelt.

Zwar glauben nach wie vor viele Chinesen auch an die Wirkung etwa von zermahlenem Horn der Nashörner oder dem Tigerpenis als Potenzmittel. „Doch darum geht es längst nicht mehr“, sagt Wen Zibing, Lehrmeister für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Peking. Viagra funktioniere sehr viel besser.

Ähnlich sieht es beim Gallensaft von sogenannten Kragenbären aus. Noch immer wird ihm von vielen Chinesen eine heilende Wirkung bei Krämpfen, Fieber und Augenbeschwerden nachgesagt. Längst gibt es dafür aber synthetische Alternativen, die sehr viel günstiger sind. Doch reiche Chinesen beharren weiter auf die Originalflüssigkeit.

Forderung nach Handelsverbot

Die Tierschützer fordern nun, dass es wieder ein grundsätzliches Verbot des Handels mit Elfenbein und anderen Tierprodukten gibt. „Handelsverbote funktionieren“, betonte Grace Gabriel, die für Asien zuständige Regionaldirektorin des IFAW. Mit einem Handelsverbot werde eine „starke Botschaft“ an alle Käufer gesendet.

Auf einen Blick

Alle Arten von Elefanten werden von der Weltnaturschutzunion IUCN auf der roten Liste der gefährdeten Arten geführt. Der Bestand des Afrikanischen Elefanten, von dem beide Geschlechter sichtbare Stoßzähne haben, wird auf etwa 470.000 bis 690.000 Tiere geschätzt. Der Asiatische Elefant (Bestand: zwischen 25.600 und 32.750) gilt gar als „stark gefährdet“.

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