Die Haltestelle Paulanergasse war stadteinwärts mehrere Stunden gesperrt – von der Paulanerkirche gingen Dachlawinen ab. Sonst entspannte sich die Lage leicht.
Wien/Eko/Apa. „Die Haltestelle Paulanergasse ist wegen Lawinengefahr gesperrt.“ Diese Aussage verwunderte zahlreiche Fahrgäste, die mit den Linien 1, 62 und der Badner Bahn durch den vierten Bezirk stadteinwärts fuhren. Tatsächlich stürzten immer wieder riesige Dachlawinen vom Dach der Paulanerkirche – eine Gefahr für die Passagiere, die in der Station vor der Kirche warteten. Deshalb wurde die Haltestelle gesichert – und die Passagiere durften erst eine Station später aus der Straßenbahn aussteigen. Erst am Nachmittag konnte Entwarnung gegeben werden.
Nicht ganz so drastisch, aber doch bemerkbar – an vielen Hauswänden in der Stadt prangten Hinweise, an die Wand gelehnte Latten warnten Fußgänger vor herabfallendem Schnee. Insgesamt zeigte sich aber im Vergleich zum Donnerstag eine deutliche Entspannung. Es fiel weniger Schnee, dementsprechend waren auch die Behinderungen im Verkehr nicht so gravierend wie am Tag zuvor.
Der Winterdienst der MA48 war dennoch im Großeinsatz. 78große Räum- und Streufahrzeuge sowie 108 Fahrzeuge der privaten Fuhrwerker waren auch am Freitag in der Bundeshauptstadt unterwegs, um die Straßen von Schnee und Eis zu befreien. 976 Mitarbeiter der Straßenreinigung starteten bereits um drei Uhr früh, ab sechs Uhr waren insgesamt 2141 Einsatzkräfte unterwegs, um rund 26.000 Straßenübergänge vom Schnee zu säubern. Die Schonfrist für Autofahrer endete mit Freitag: Die Kurzparkzonen sind seitdem wieder in Kraft.
Behinderungen auf Flughafen
Ganz reibungslos ging es dennoch nicht. Die Wiener Linien klagten vor allem über Falschparker, die die Straßenbahnen behinderten. Abgesehen davon war die Lage aber wieder so ruhig, dass auch die Touristenlinie der Vienna Ring Tram wieder um die Innenstadt kreisen durfte.
Auf dem Flughafen Wien Schwechat war man vom Normalbetrieb noch weit entfernt. Nach wie vor sorgten Schneefälle für Verzögerungen und Ausfälle. Bis Mittag waren gut zehn Prozent der geplanten Flüge – 25 von 232 – ausgefallen, sagte Flughafen-Sprecher Peter Kleemann. Die meisten Annullierungen seien aber Nachwirkungen vom Donnerstag gewesen – da konnten wegen der starken Schneefälle rund zwei Drittel der Flüge nicht durchgeführt werden. Aus den Erfahrungen vom Donnerstag wolle man natürlich Lehren ziehen: „Wir bedauern, wenn sich Passagiere schlecht informiert gefühlt haben“, so Kleemann.
Nach besserem Wetter sieht es derzeit eher nicht aus. In den kommenden Tagen ist von Regen, Schneefall, gefrierendem Nieselregen und jeder Menge Wolken bis hin zu föhnigem Wetter samt Plusgraden laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) alles möglich. Sonnenfenster könnte es – wenn überhaupt – nur im Bergland geben. Vor allem im Süden ist wegen gefrierenden Nebels Vorsicht auf den Straßen geboten. Besonders im Raum Wien hält sich hartnäckig Dauerfrost. Die Tageshöchstwerte sollen maximal minus drei Grad betragen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2013)