S-Bahn-Kollision: Lokführer außer Lebensgefahr

Der Lokführer musste nach dem Aufprall aus dem Führerstand befreit werden, ist mittlerweile aber in stabilem Zustand.
Der Lokführer musste nach dem Aufprall aus dem Führerstand befreit werden, ist mittlerweile aber in stabilem Zustand.(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Der 34-Jährige befinde sich in einem stabilen Zustand. Die Lokführer haben die Züge vor dem Aufprall von 80 auf unter 25 km/h herunter gebremst.

Der Lokführer, der sich nach der Kollision zweier Züge der S-Bahnlinie S45 in Wien-Penzing am Montagnachmittag noch in Lebensgefahr befand, ist inzwischen in einem stabilen Zustand, sagte eine Sprecherin der AUVA-Landesstelle Wien am Dienstag. Insgesamt wurden bei dem Unglück 41 Menschen verletzt. Laut Wiener Berufsrettung haben sich nach dem Unfall noch weitere Personen gemeldet, die etwa leichte Prellungen behandeln ließen. Die Lokführer konnten durch eine Notbremsung ein größeres Unglück verhindern. Die S-Bahnlinien S45 und S50 verkehren wieder planmäßig.

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Der 34 Jahre alte Lokführer des Zuges, der von Penzing nach Hütteldorf fuhr, war einer von fünf Schwerverletzten. Er wurde vom Notarzthubschrauber Christophorus 3 ins Unfallkrankenhaus Meidling gebracht und notoperiert.

Lokführer warnt Fahrgäste

Die ersten Auswertungen hätten ergeben, dass die beiden Lokführer der jeweils 116 Tonnen schweren Garnituren richtig gehandelt hätten, erklärt ÖBB-Sprecherin Sarah Nettel gegenüber DiePresse.com. Beide haben demnach eine Notbremsung eingeleitet und konnten ihre "Talent"-Triebwagen von 80 km/h auf unter 25 km/h entschleunigen. Einer von ihnen (im Zug von Hütteldorf kommend, er wurde nicht verletzt) konnte den Führerstand noch verlassen und Fahrgäste warnen. Das sei auch das übliche Vorgehen, denn nach einer eingeleiteten Notbremsung könne der Lokführer nicht weiter in die Fahrt eingreifen und er müsse die Fahrgäste - wenn möglich - in Sicherheit bringen. Bei der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h hätte der Bremsweg 590 Meter betragen, so die ÖBB.

Um die Strecke wieder freizubekommen, haben die ÖBB die beiden Züge zuerst auseinandergezogen. Die Wracks sind dann vorne von einem Kran angehoben und langsam in die Werkstätte in Jedlersdorf gebracht worden. Arbeiten an Gleisen und Oberleitungen hätten noch bis Mitternacht gedauert. Eine Schadenssumme, bzw. ob die Züge repariert werden können, steht derzeit noch nicht fest.

Die ÖBB hat bereits ihre Versicherung kontaktiert und die Deckungssumme zugesagt bekommen, was für die Kunden eine rasche und unbürokratische Entschädigungen bedeutet, so Nettel.

S-Bahn wieder im Normalbetrieb

Die S-Bahnen verkehren seit Dienstag wieder im Normalbetrieb. Die S45 konnte zum Frühverkehr den Zehn-Minuten-Takt im Abschnitt von Penzing bis Hütteldorf noch nicht zu Gänze einhalten, laut ÖBB-Streckeninformation soll dies aber 10 Uhr möglich sein. Die vom Unglück ebenfalls betroffene S50 ist aber wieder voll im Einsatz.

Ab Betriebsbeginn der S45 entfielen ab Penzing jeweils die Züge zur Minute 22 und 52 sowie ab Hütteldorf jeweils die Züge zur vollen Stunde und Minute 30 im Streckenabschnitt Wien Penzing und Wien Hütteldorf. Ersatz war laut ÖBB die jeweils nachfolgende S-Bahn bzw. die Züge der Linie S50 sowie die planmäßig in Penzing haltenden Regionalzüge.

Was den genauen Unfallhergang betrifft, war laut ÖBB-Aussendung vom Montag die technischen Störung bei einer Weiche Auslöser. Daher "musste das Störungsprozedere vom Fahrdienstleiter in Penzing manuell in Kraft gesetzt werden, dabei wurde laut derzeitigem Ermittlungsstand vergessen ein Signal umzustellen", hieß es. Ob diese witterungsbedingt war, sei noch Gegenstand einer technischen Auswertung, hieß es am Dienstag vonseiten der ÖBB.

Chronologie der Zugskollisionen in Wien

28. September 2012: Die Lokomotive und der erste Waggon eines Intercity springen kurz nach der Abfahrt vom Westbahnhof aus den Schienen. Verletzt wird niemand.
20. Juni 2011: Beim Westbahnhof kollidieren eine Verschublok und eine Lok mit einer Garnitur leerer Waggons. Zwei Verschubmitarbeiter werden verletzt.
9. Oktober 2009: Eine Schnellbahn stößt beim Matzleinsdorfer Platz mit einem Oberbauzug auf demselben Gleis zusammen. Ein ÖBB-Mitarbeiter des Baufahrzeugs wird schwer verletzt.
30. April 2007: Am Südbahnhof kommt es zur seitlichen Kollision zweier Verschubzüge. Ein ÖBB-Mitarbeiter wird schwer verletzt.
28. September 2006: In der Oswald-Schleife im Bereich Schöpfwerk-Tscherttegasse auf der Verbindungsstrecke zwischen West- und Ostbahn stößt ein Schnellzug aus Ungarn mit einer Draisine zusammen. Vier ÖBB-Arbeiter werden verletzt, drei von ihnen schwer
27. Februar 2002: Zwei Güterzüge prallen in Simmering aufeinander. Beide Lokführer werden verletzt.
18. Februar 1993: Drei Menschen kommen ums Leben und rund 30 werden verletzt, als in Penzing in der Nähe des Bahnhofs Hütteldorf ein Regionalzug und eine Schnellbahngarnitur frontal zusammenstoßen. Ein Zug aus Neulengbach prallt mit rund 30 km/h gegen eine etwa 60 km/h schnelle S-Bahn-Garnitur.
9. November 1991: Nahe der Haltestelle Süßenbrunn an der nordöstlichen Stadtgrenze sind drei Schnellbahngarnituren in einen Unfall verwickelt. Vier Menschen sterben, 30 erleiden teilweise schwere Verletzungen.
17. August 1981: Menschliches Versagen ist die Ursache dafür, dass ein Pendlerzug im Südbahnhof auf einen Prellbock fährt. Drei Menschen sterben, 140 werden verletzt.

(APA/klepa)

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