Heumarkt: Architekten fordern Stopp

Heumarkt Architekten fordern Stopp
Heumarkt Architekten fordern Stopp(c) Die Presse (Michaela Seidler)
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Namhafte Vertreter der heimischen Architektenszene fürchten um das Stadtbild und fordern einen Planungsstopp bei der Neugestaltung des Heumarkt-Areals.

Wien. Die Kritiker der geplanten Neugestaltung des Heumarkt-Areals mit seinen Institutionen Eislaufverein, Konzerthaus und Hotel Intercontinental ist länger – und prominenter – geworden: In einem bemerkenswerten Schulterschluss fordert ein Teil der Architekturszene den sofortigen Stopp der Weiterplanung auf dem sensiblen Areal.

Ein Moratorium, eine Nachdenkpause verlangen namhafte Architektenvertreter – von der Wiener Architektenkammer über die Zentralvereinigung der Architekten Österreichs bis zur IG Architektur. Man sehe die Entwicklungen auf dem Areal, das Investor Michael Tonjer und seine Firma Wertinvest um 200 bis 300 Mio. Euro umbauen und modernisieren möchten, „mit ernsthafter Besorgnis“, heißt es in einem Brief an Vizebürgermeisterin und Stadtplanungs-Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne).

Konkret wird etwa das bisherige Verfahren kritisiert. Drei prominent besetzte Expertenteams haben sich im Vorjahr einem Planungswettbewerb gestellt. Deren Ergebnisse seien aber in die vom Investor präsentierten Pläne gar nicht eingeflossen, so Elise Feiersinger, Vorstandsmitglied in der Österreichischen Gesellschaft für Architektur. Die Planungsgruppen distanzieren sich daher mehrheitlich von den präsentierten Resultaten. Architekt Jakob Dunkl (Querkraft), der in einem der Teams mitgearbeitet hat, findet es zwar positiv, dass Stadt und Experten in die Planung einbezogen werden. „So etwas hat es in dieser Form in Wien noch nicht gegeben.“ Die präsentierten Ergebnisse hätten aber mit den Arbeiten der Planungsgruppen „nichts zu tun. Insofern muss man sich schon fragen, wozu dieses komplexe Verfahren notwendig war.“

Heumarkt
Heumarkt (C) DiePresse

Sorge um das Stadtbild

Feiersinger und ihre Kollegen, die ihre Kritik auch heute, Donnerstag, in einer Pressekonferenz formulieren werden, fürchten im Zuge der Neugestaltung auch um das Stadtbild. Insbesondere der geplante, 74 Meter hohe Turm, der bereits von Denkmalschutzorganisationen wie Icomos kritisiert wurde, sei „von historischer Tragweite“. Brauche es an diesem sensiblen Ort tatsächlich „ein Spekulationsobjekt mit Luxuswohnungen“, das die Bevölkerung zudem ablehne, wird Vassilakou etwa gefragt. Auch über die Zukunft des Hotels Intercontinental – im Gespräch ist immer wieder auch ein Abriss und Neubau – habe man sich zu wenig Gedanken gemacht.

Bei Wertinvest sieht man die Kritik der Architekten „als weiteren Diskussionsbeitrag“. Es sei nie geplant gewesen, eines der von den Planungsgruppen entwickelten Modelle „eins zu eins zu übernehmen“, sagt die Verantwortliche für die Standortentwicklung, Daniela Enzi. In Kürze werde eine Publikation erscheinen, in der das Verfahren detailliert dokumentiert werde. Das werde Missverständnisse ausräumen, hofft Enzi. Vizebürgermeisterin Vassilakou wird sich jedenfalls heute, Donnerstag, mit den Kritikern treffen.

Ganz glücklich über das bisherige Prozedere ist man auch beim Wiener Eislaufverein (WEV) nicht. Die Pläne würden nicht ausreichend zeigen, ob die zugesicherten Rahmenbedingungen – 6000 Quadratmeter Eisfläche auf ebener Erde, eine neue Eishockeyhalle etc. – auch eingehalten werden. „Wir können nicht sagen, dass etwas schiefläuft“, sagt Sprecher Peter Menasse. „Aber wir wissen auch nicht, ob es gut läuft.“

Morgen, Freitag, jedenfalls, wagt man im WEV ein Experiment: Sommereislaufen auf synthetisch hergestelltem Eis. Ab 14 Uhr kann dies kostenlos im WEV ausprobiert werden. Ab Samstag ist die 400-m-Eisfläche dann den WEV-Eishockeyspielern vorbehalten. Bewährt sich der Belag, sei Sommereislaufen noch in dieser Saison denkbar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2013)

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