Die unendliche Geschichte ist beendet – das Wien-Museum bleibt an seinem bisherigen Standort. Der Karlsplatz soll zum „zweiten Museumsquartier“ werden.
Wolfgang Kos machte aus seiner Zufriedenheit kein Hehl: „Ich freue mich, warum auch nicht“, sagt der Direktor des Wien Museums. Kein Wunder, immerhin wurde Dienstagabend das fast vier Jahre dauernde zähe Ringen um einen Museums-Standort im Sinne von Kos entschieden. Was man bereits vermutet hatte – und „Die Presse“ auch berichtet hatte –, ist nun also fix: Das Wien Museum wird am Karlsplatz bleiben. Der Oswald Haerdtl-Bau wird saniert und durch einen Neubau ergänzt.
Weniger Anlass zum Jubel als Kos hatte dagegen SPÖ-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der die Entscheidung verkündete. Mailath-Pokorny hatte einen Neubau beim Hauptbahnhof favorisiert, war aber mit der Idee, auch Partei-intern, auf Widerstand gestoßen.
Warum man sich letztlich fürs Bleiben entschieden habe, begründet er so: Erstens mit der „Spannung“ des Platzes, der Mischung aus Alt und Neu. „Urban Renewal“ liege im Trend, weltweit würden statt „Neubauten auf die grüne Wiese“ zu stellen, historischen Bauten durch moderne ergänzt. Weiters wurde – und zwar von allen Seiten – die nötige Belebung des gesamtes „Kunstplatz Karlsplatz“ betont. „Wir wollen ein zweites, offenes Museumsquartier schaffen“, sagt Mailath-Pokorny. Dazu soll sich das neue Wien Museum stärker nach außen öffnen, Gastronomie und Events inklusive. Derzeit wirkt das Museum eher versteckt, was laut Expertenbefund auch an der in sich geschlossenen Architektur des Haerdtl-Baus liegt. Ein gegenüber liegender Neubau soll helfen, die Aufmerksamkeit der Touristen und Studenten der nahen TU Richtung Museum lenken.
Die mögliche Fläche für eine Bebauung hat Architekturbüro Kuehn Malezzi, das eine Machbarkeitsstudie für den Standort erstellte, bereits skizziert (siehe Bild). Der Ausbau könne laut Experten Wilfried Kuehn ober- und unterirdisch erfolgen. Die Ausstellungsfläche soll von 3000 auf 6000 Quadratmeter verdoppelt und mindestens 800 Quadratmeter für Sonderausstellungen aufweisen. Die Höhe des Neubaus, der Kos zufolge ein „markantes Statement“ sein muss, könne die Höhe des Haerdtl-Baus durchaus überschreiten, solange die Karlskirche dominant bleibe, sagt Kuehn. Denkbar ist auch ein Abriss des Versicherungsgebäudes gleich neben dem Museum. „Eine Frage der Finanzen“, sagt Mailath-Pokorny. Gespräche werde es aber geben, Vorbedingung für den Neubau sei der Abriss aber nicht.
Wettbewerb im Jahr 2015
Bis es soweit ist, fehlen aber sowieso noch einige Schritte, etwa der Beschluss des Gemeinderats. Als nächstes soll ein Projektmanagement bestellt werden, 2015 soll dann ein zweistufiger Wettbewerb (architektonisch und städtebaulich) stattfinden. Inhaltlich ist die Zielvorgabe breit: „ein Universalmuseum des 21 Jahrhunders“, so Kos. Und auch die Kosten für das Projekt schwanken noch. Die Schätzung des Kulturstadtrats beläuft sich auf fünfzig bis hundert Millionen Euro.
Ebenfalls vage ist das kulturelle Ersatzprogramm am Hauptbahnhof. Im Gespräch sind demnach eine Musicalhalle, eine Kunsthalle für die „Thyssen-Bornemisza Art Contemporary“-Sammlung und ein multifunktioneller „Kulturkubus“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2013)