Wien evaluiert sich selbst: Grüne Radwege demnach sinnvoll

APA/GEORG HOCHMUTH
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Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahren nehmen in eingefärbten Zonen ab. Die Konsequenz: Künftig werden mehr Radwege grün sein.

Wien. Wiens Verkehrsstadträtin und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou befindet sich mitten in der vorweihnachtlichen Image-Offensive. Anders ist es schwer zu erklären, dass nach der (positiven) Evaluierung des Umbaus der Mariahilfer Straße nun die ebenfalls positive Evaluierung der grün eingefärbten Radwege folgt.

Diese, so die Analyse eines von der Stadt beauftragten Ziviltechnikerbüros, machen nämlich Sinn. Oder genauer: Die Farbe soll bewirken, dass weniger Fußgänger am Radweg gehen, mehr Radfahrer die ihnen zugewiesene Verkehrsfläche nutzen und es dadurch letztendlich zu signifikant weniger Konfliktsituationen kommt.

Dabei hatten das selbst die von Parteipolitik getriebenen Kommentatatoren der Opposition nie wirklich bezweifelt. Auf der ganzen Welt werden Gefahrenzonen auf Straßen und Radwegen mit Signalfarben markiert. Die Aufregung, die Vassilakous Plan im Frühling weckte, war eher eine atmosphärische. Dass ausgerechnet ein Regierungsmitglied der Grünen Radwege mit grüner Farbe bestreichen wollte, das durfte nicht sein. Als sachliches Argument schob man schließlich die Kosten vor. Die betrugen 15.000 Euro. Die FPÖ sprach von 1,1 Millionen.

Um das Konzept zu erproben, wurden in Wien an drei Stellen - eine am Ring, zwei am Westbahnhof - flächige Markierungen aufgebracht. Der Effekt wurde mittels einer Vorher-Nachher-Untersuchung bewertet.

Mehr Grün für Wiens Radwege


Am Ring waren die stärksten Veränderungen zu messen. Hier reduzierte sich die Anzahl der brenzligen Situationen um 70 Prozent, die Anzahl der Fußgänger auf dem Radweg um 37 Prozent. Im Bereich Westbahnhof wurde ein Rückgang von konfliktträchtigen Szenen um 42 Prozent registriert, auch die Anzahl der auf dem Radweg spazierende Passanten reduzierte sich um diesen Wert. Der Anteil der Fußgänger, die den Radweg als Abkürzung benutzt haben, ist um 55 Prozent zurückgegangen.

Aus diesem Grund wird die grüne Farbe nun häufiger eingesetzt. Zwar werden nicht sofort alle Radwege neu bepinselt, laut Rathaus ist jedoch geplant, die flächendeckende Markierung im Zuge von Neubauten und Sanierungen aufzubringen. Allerdings: Der Farbton soll dunkler werden. Denn das im Test verwendete Grün verschmutzt laut Evaluierung rasch und ist auch nicht optimal erkennbar. Gefährliche Stellen, wie Kreuzungsbereiche oder Querungen bzw. Unfallhäufungspunkte, sollen wie bisher mit roter Signalfarbe markiert werden.

Externer Link:Studienergebnisse auf der Webseite der Stadt Wien

APA/red.

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