Wie Wien an einem Adventsamstag tickt

Weihnachtseinkauf
WeihnachtseinkaufMichaela Bruckberger
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Ein typischer Samstag im Advent: Die Intervalle der U-Bahnen werden kürzer, die Bankräuber und Taschendiebe dagegen mehr, das Marktamt überprüft den Punsch und die Polizei die Menschen, die ihn trinken.

Wien. Samstags einkaufen auf der Mariahilfer Straße, abends Punsch trinken auf dem Rathausplatz und zwischendurch dicht gedrängt in der U3 stehen. All das gehört zur Weihnachtszeit in Wien. Und noch ein paar Dinge mehr – ein kleiner Überblick, wie sich die Betriebe und die Beamten der Stadt auf Einkäufer und Glühweintrinker einstellen. Und wie uns heuer ein ruhiger Adventtag geschenkt wird.

Die Wiener Linien beschleunigen ihren Takt, die City wird temporäre Sperrzone.

Möchte man authentisches Adventsamstagsflair testen, gibt es neben Rathausplatz oder Mariahilfer Straße einen weiteren idealen Ort: den zentralen Teil der U3 – schließlich ist die Linie zwischen Westbahnhof und Stephansplatz die am stärksten frequentierte Shopping- und Punschlinie der Stadt. An Samstagen im Advent frequentieren die U3 rund 100.000 Fahrgäste mehr als gewöhnlich, schätzen die Wiener Linien. Auch U1, U4 und U6 sind heute in Intervallen von vier statt gewöhnlich fünf Minuten unterwegs. Die Busse der Linien 14A, 26A, 74A und die Straßenbahnen 43, 46, 49 und 69 fahren ebenfalls häufiger als üblich. Die Busfahrer der Innenstadt geben heute ab 14 Uhr (wie seit Jahren) den Versuch, durch Menschenmassen zu fahren, auf, die Linien 1A, 2A und 3A werden eingestellt.

Und auch der 13A versucht an Samstagen im Advent gar nicht erst, die Mariahilfer Straße zu queren, und wird geteilt geführt. Für Touristenbusse bleiben die City sowie die Bezirke sechs bis neun heute Sperrzone, einfahren dürfen nur Busse, die vorab eine von 300 Einfahrtskarten beantragt haben.

Morgen ist 8. Dezember – doch die Ladentüren bleiben heuer zu.

Der sprichwörtliche fünfte Einkaufssamstag, der 8. Dezember, bleibt der Stadt heuer aber erspart. Der Marienfeiertag fällt auf einen Sonntag. Dass der Handel damit einen der umsatzstärksten Tage im Advent verliert, hat zu Protesten und Aufrufen zur Sonntagsöffnung geführt. In Bad Ischl etwa haben Händler erwirkt, dass sie morgen öffnen dürfen. Grund dafür ist der traditionelle Nikolomarkt. In Wien, so heißt es von der Wirtschaftskammer, werden die Ladentüren geschlossen bleiben. Ohnehin dürfte der 8. Dezember nicht so bedeutend sein, wie die Massen in den Geschäften vermuten ließen. WU-Professor Peter Schnedlitz schätzt den Anteil am Jahresumsatz auf ein Prozent. Er erwartet, dass sich der Umsatz heuer auf andere Tage im Advent und ins Internet verlagert.

Laden- und Taschendiebe nutzen das Gedränge der Vorweihnachtszeit.

Ob Sonntag oder nicht – Hochsaison haben im Advent auch Diebe. Geschäftsleute rüsten sich mit privatem Sicherheitspersonal, die Polizei empfiehlt Einkäufern und Punschtrinkern, im Gedränge besonders vorsichtig zu sein und gut auf Wertsachen zu achten. „Traditionell werden solche Delikte im Advent mehr“, heißt es bei der Wiener Polizei, und so sind dieser Tage entsprechend mehr Beamte an den Hotspots der Vorweihnachtszeit unterwegs.

Die Bankräuber nutzen den Dezember – generell gibt es in Wien weniger.

Auch Delikte, bei denen mehr als bei einem Taschendiebstahl zu holen sein könnte, werden im Dezember häufiger: Banküberfälle. Und so verstärken auch die Banken ihre Überwachung im Advent. Obwohl neue Fahndungsmethoden, geringe Beuten angesichts von immer weniger Bargeld im Kassenraum, das technische Hochrüsten der Banken und der hohe Strafrahmen Bankraub generell zu einem eher unbeliebten Delikt gemacht haben, wurden heuer (Stand: 4.Dezember) in Wien bisher 24 Mal Banken überfallen. Im selben Zeitraum 2012 waren es 33 Überfälle. Aufgeklärt wurde 2013 bisher übrigens jeder zweite Banküberfall.

Hunderte Alkoholkontrollen rund um die Punsch- und Feierstätten der Stadt.

Beamte in Blau, die im Advent nicht hinter Taschendieben und Bankräubern her sind, werden in den kommenden Wochen in Wien besonders nach alkoholisierten Autofahrern Ausschau halten. Von 200 Planquadraten rund um die Christkindlmärkte und die beliebten Weihnachtsfeier-Locations im Advent ist die Rede. Offiziell bestätigen wollte die Wiener Polizei das nicht. An zehn Orten in Wien soll nun täglich kontrolliert werden, ob Autofahrer alkoholisiert sind, ab kommender Woche sollen die Kontrollen weiter intensiviert werden. Und die Wiener werden dann den Erwartungen zufolge hunderttausende Euro Strafe zahlen – kostet eine Autofahrt mit 0,5 bis 0,79 Promille Blutalkohol doch 300 bis 3700 Euro Strafe.

Das Marktamt prüft – und hat an Punschständen wenig zu beanstanden.

Und auch das Marktamt (MA59) kontrolliert im Wiener Advent streng: Auf den Adventmärkten und an den 120 Punschständen abseits der Weihnachtsmärkte kontrolliert die MA59 Getränke, Speisen und die Einhaltung der Gewerbe- und Marktordnung. Bisher wurden 750 Kontrollen durchgeführt. Zwar seien noch nicht alle Ergebnisse da, aber bisher, heißt es, gebe es „keine Beanstandungen“. Auch wenn der Punsch manchen künstlich und überzuckert vorkommen mag, aus lebensmitteltechnischer Sicht gab es bei den Proben keine Mängel. Auch die Häferln sind sauber, Probleme, die man vor einigen Jahren etwa noch mit Lippenstiftresten hatte, gebe es kaum noch, weil die meisten Märkte heute zentrale Waschanlagen haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.12.2013)

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