Stadthalle streitet um 5,6 Mio. Euro

Wiener Stadthallenbad
Wiener StadthallenbadAPA/EVA KELETY
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Die Stadthalle will vom ehemaligen Generalplaner des Hallenbades 5,6 Mio. Euro einklagen. Der wiederum wirft ihr massive Mängel in der Vorbereitung vor.

Kurz vor der Katastrophe hat man einander noch gegenseitig auf die Schulter geklopft. Damals, im Dezember 2011, hatten der mittlerweile pensionierte technische Direktor des Stadthallenbades, Helmut Jerabek, und der Generalplaner, Georg Driendl, bei einem Vortrag die Sanierung des Stadthallenbades noch als großen Erfolg vorgestellt. Man freute und lobte sich, Stadtrat Christian Oxonitsch ließ sich wenig später im (fast fertigen) Bad stolz mit Schwimmreifen fotografieren.

Doch dann kam der 23. Jänner 2012. An diesem Tag rief die designierte Stadthallen-Geschäftsführerin, Sandra Hofmann, den Baustopp aus. Der Grund: Die Becken sind undicht, die Durchströmung funktioniert nicht, niemand konnte sagen, wann das Bad fertig sein wird. Als der Stadtrat in die Kameras gelächelt hatte, stand im Keller schon das Wasser. Man vermutete Pfusch am Bau, die eilig einberufene gerichtliche Beweissicherung sollte die Position der Stadthalle vor Gericht verbessern.

Nächste Phase: das Gericht

Jetzt, fast zwei Jahre nach dem denkwürdigen Jännertag, ist das Stadthallenbad noch immer eine Baustelle. Die Beweissicherung ist noch im Gange, einen Eröffnungstermin gibt es nicht. Dafür ist die nächste Phase in Kraft getreten. Jene, bei der es auch um viel Steuergeld geht. Vor Gericht wird nun geklärt, wer für den Schaden aufzukommen hat.

Wie nun bekannt wurde, will die Stadthalle 5,6 Millionen Euro vom ehemaligen Generalplaner, Georg Driendl. In erster Linie wegen Verdienstentgangs, also fehlender Einnahmen durch zwei Jahre Baustopp. Weiters will sie das gesamte Honorar des Architekten zurück. Vorgeworfen werden ihm Planungsfehler sowie fehlerhafte und nicht erbrachte Leistungen. Mit der Klage habe man auch auf eine Klage Driendls reagiert, der so an nicht ausbezahlte Honorare von ungefähr 800.000 Euro kommen will.

Bad hätte schon getropft

Der Architekt bekommt nun auch Unterstützung von der Wiener Architektenkammer, die nicht hinnehmen will, dass „eines unseres renommierten Mitglieder diffamiert wird“. Niemand glaubt dort, dass der Architekt allein – geschweige denn überhaupt – für das Stadthallenbaddebakel zuständig ist. Wie soll denn jemand, der für Planung zuständig ist, an Löchern im Becken schuld sein? Die Kontrolle sei Aufgabe der örtlichen Bauaufsicht, lautet dort der Grundtenor. Zudem habe das Bad schon vor der Sanierung getropft. „Das jetzt einzuklagen ist ein Wahnsinn“, sagte Kammerpräsident Walter Stelzhammer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Hannes Pflaum, Anwalt des Architekten, legt noch nach: Vorwürfe in der Klage wie „schlechte Ausschreibung, Statikfehler und Verzug“ seien ein „Schuss in den Nebel, um zu schauen, was man erwischt“. Er ist sich „extrem sicher“, dass Driendl den Prozess gewinnen wird. Für Driendl selbst geht es schon längst um die Existenz. Abgesehen von der um 5,6 Mio. wurde eine zweite, eine Feststellungsklage eingebracht, ein Verfahren für alle Schäden, die noch kommen könnten. Das können bis zu 17 Mio. Euro sein, sagt sein Anwalt.

Mängel in der Vorbereitung

Geht es nach ihm, hat die Stadt ihre Pflicht vernachlässigt. Denn Driendl musste auf Basis eines Vorprojekts arbeiten – erst im Laufe der Sanierung stellte sich heraus, dass die Unterlagen aus diesem fehlerhaft waren. Zu diesem Schluss kam auch das Kontrollamt 2012, das massive Mängel in der Vorbereitung fand. Allerdings hätte laut Kontrollamt auch der Generalplaner auf weitere Untersuchungen bestehen müssen.

Vor Gericht werden diese Dinge nun geklärt werden müssen. Was dabei wohl nicht zur Sprache kommt, ist, ob die Stadthalle es nicht hätte einfacher haben können. Denn die beteiligten Firmen hätten immer wieder betont, dass der Baustopp überhastet war. Jeder Beteiligte wäre bereit gewesen, Fehler zu beheben. „Hätte es den Baustopp nicht gegeben“, so Driendl, „wäre das Bad schon offen.“

Betriebsübertrag

Die Klage hat derzeit die Wiener Stadthalle eingereicht, diese wird in den nächsten Wochen - mit Betriebsübertrag - aber an ein anderes Unternehmen übergehen. Seit Sommer ist bekannt, dass das marode Bad künftig nicht mehr von der Stadthalle geführt wird, sondern von einer eigenen neu gegründeten Kapitalgesellschaft: der Wiener Sportstätten Betriebsgesellschaft m.b.H. Sie ist eine hundertprozentige Tochter der Wien Holding.

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