Rumelhart: "Querungen ja, Durchzugsverkehr nein"

Markus Rumelhart mit seiner Vorgängerin Renate Kaufmann
Markus Rumelhart mit seiner Vorgängerin Renate Kaufmann APA/GEORG HOCHMUTH
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Markus Rumelhart, der designierte neue Bezirksvorsteher des sechsten Bezirks, will mit den Gegnern der Fußgängerzone Gespräche führen. Für den Naschmarkt wünscht er sich einen neuen kulturellen Schwerpunkt.

Bisher war er als Bezirksrat der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, am Mittwoch wurde Markus Rumelhart als neuer, designierter Bezirksvorsteher des sechsten Bezirks vorgestellt: Mit dem 38-Jährigen bekommt Wien den ersten offen schwulen Bezirksvorsteher.

Die Presse: Mit dem Ja zur Fußgängerzone auf der Mariahilfer Straße ist ein zentrales Prestigeprojekt ihrer Vorgängerin Renate Kaufmann auf Schiene. Was werden Sie als erstes großes Projekt angehen?

Markus Rumelhart: Ich möchte den Blick von der Mariahilfer Straße weg wieder mehr in den Bezirk legen. Glücklicherweise gibt es nichts extrem Dringendes, das angegangen werden muss. Die Bürgerbeteiligung in der Mollardgasse liegt mir sehr am Herzen. Wir haben die Gumpendorfer Straße mit dem Tempo 30 beruhigt, das hat auf jeden Fall eine Verbesserung der Lebensqualität gebracht, der 30er wird auch bleiben. Nur die Idee, die wir früher hatten, dass die ganze Gumpendorfer Straße mit einem Thema besetzt wird, als Alternative zur Mariahilfer Straße, passt nicht so ganz. Dafür ist die Straße zu lang. Im gürtelnahen Teil hat sich eine Kunst- und Lokalszene entwickelt, in der Mitte ist eine Gastroszene entstanden und weiter oben haben wir die Möbelgeschäfte. Und jeder Abschnitt hat seinen Reiz.

Wie wollen Sie die Gegner der Verkehrsberuhigung auf der Mariahilfer Straße zufrieden stellen?

Die Kritik und die Ablehnung haben ja ernsthafte Hintergründe. Ich möchte Gespräche führen, etwa mit den Kleinbetrieben in der Gegend, und die Meinungen sammeln und schauen, wo man wie die besten Lösungen findet. Die Entscheidung an sich ist aber natürlich gefallen.

Wo soll es die geplanten Querungen vom Sechsten in den Siebenten geben?

Das müssen wir mit den Verkehrsexperten erarbeiten. Ich sehe aber die Verkehrsberuhigung als Auftrag: Querungen sollen dafür da sein, rasch vom Sechsten in den Siebenten zu kommen und nicht umständlich ums Eck fahren zu müssen, der Durchzugsverkehr soll dadurch aber nicht zunehmen. Das ist mein Ansatz, genaue Lösungen muss man sich anschauen.

Die Gemeinderatswahlen 2015 sind nicht mehr allzu weit weg. Haben Sie schon ein Thema für den Wahlkampf?

Ich möchte jetzt noch keine Floskeln von mir geben. Ich habe bis zur Angelobung (am 30. April, Anm.) noch mehr als drei Wochen Zeit, diese Zeit werde ich nutzen, um gemeinsam mit Renate Kaufmann die Bezirksbewohner zu besuchen und mir anzuhören, was sie sich wünschen. Und das wird mein Auftrag werden, mit dem ich in die Wahl ziehen werde.

Ein weiterer zentraler Ort des Bezirks, der Naschmarkt, wird gerade saniert.

Die Sanierung war notwendig und hat uns Möglichkeiten eröffnet, etwa dass er jetzt barrierefrei gestaltet wird. Der Mix aus Kulinarik- und Gastroszene muss erhalten bleiben und darf nicht in eine Richtung kippen. Im Zuge der Sanierung wird das Marktamt-Gebäude frei, da entsteht also Platz für Neues. Da würde ich mir eine Kultureinrichtung wünschen, dadurch hätte der Naschmarkt auch noch einen Kulturschwerpunkt.

Die auffälligsten Maßnahmen in Mariahilf waren meist verkehrspolitischer Natur. Sie waren als Bezirksrat für Soziales und Integration zuständig. Sehen Sie in diesen Bereichen Handlungsbedarf?

Da geht es vor allem ums Erhalten. Dass es so viele Sozialeinrichtungen im Bezirk gibt, kommt nicht von ungefähr. Das war eine bewusste politische Entscheidung, dass diese sozialen Einrichtungen genau hier und nicht irgendwo am Stadtrand entstanden sind. Auch für wohnungslose sowiesucht- und drogenkranke Menschen muss es in einer Großstadt wie Wien Platz geben, mitten in der Stadt und nicht draußen am Stadtrand. Die Gruft wurde neu ausgebaut, wir haben mit dem jedmayer eine Einrichtung für Sucht- und Drogenkranke. Mariahilf war immer ein Bezirk, der für alle da ist, ich möchte ihn noch weiter öffnen, für alle die hier leben, arbeiten oder sich aufhalten wollen: Jung und alt, hetero- und gleichgeschlechtlich. Auch die kulturelle Vielfalt soll hier weiter gelebt werden.

Zur Person

Markus Rumelhart (SPÖ), Jahrgang 1975, ist designierter neuer Bezirksvorsteher von Mariahilf. Am 30. April wird er das Amt offiziell von der langjährigen Bezirkschefin Renate Kaufmann übernehmen. Rumelhart ist gebürtiger Floridsdorfer und lebt seit mehr als 10 Jahren im sechsten Bezirk. Seit 2010 ist er Bezirksrat mit den Agenden Soziales, Integration und Bauen. Beim Dachverband Wiener Sozialeinrichtungen war er als Refenert für Arbeitsmarkt und Qualifizierung tätig. Seit 2010 organisiert er das Bezirksfest „Andersrum ist nicht verkehrt in Mariahilf“.

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