Links vs. rechts: Wien rüstet sich für Demos

Die NOWKR-Kundgebung hat um elf Uhr begonnen.
Die NOWKR-Kundgebung hat um elf Uhr begonnen.APA/HELMUT FOHRINGER
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Heute feiern und marschieren Burschenschafter in der Innenstadt – ihre Gegner rufen zum Protest auf. Die Polizei ist mit über 1000 Beamten im Großeinsatz.

Der letzte Zusammenstoß zwischen Demonstranten und der Polizei ist keine drei Wochen her, da steht schon der nächste Großeinsatz der Polizei in der Innenstadt an: am heutigen Mittwoch findet das burschenschafternahe „Fest der Freiheit“ statt. Die Veranstalter, die „Forschungsgesellschaft Revolutionsjahr 1848“ hat um 19 Uhr zu einer Podiumsdiskussion ins Palais Palffy geladen, danach (angemeldet ist der Marsch ab 17.30 Uhr, starten wird er nach der Diskussion, wann genau lässt sich laut Polizei nicht sagen) wollen Burschenschafter vom Palais am Josefsplatz durch die Herrengasse zum Palais Niederösterreich marschieren, dort ist um 23h eine Abschlusskundgebung geplant. Die Veranstalter erwarten etwa 500 Teilnehmer.

Das Fest und der Marsch der Rechten ruft deren Gegner auf den Plan. Die Wiener Polizei, sagt Sprecher Johann Golob, habe besonders darauf geachtet, dass die Routen klar voneinander getrennt verlaufen und sich Burschenschafter und Gegendemonstranten nicht in die Quere kommen. Da zuletzt aber ohnehin einzelne Gruppen von Demonstranten und Polizisten aufeinander gestoßen sind, ist die Polizei wieder mit einem Großaufgebot im Einsatz: Mehr als 1000 Beamte, auch eigens zugezogene aus den Bundesländern, werden die Veranstaltungen sichern. Zum Vergleich: Bei den Anti-Identitären-Demos vor zweieinhalb Wochen waren 800 Beamte im Einsatz.

Mit Ausschreitungen ist am ehesten rund um die Demonstration zu rechnen, zu der die „Offensive gegen rechts“ ab 17 Uhr von der Universität aus durch die Innenstadt aufgerufen hat. Die Uni Wien ist heute, Mittwoch, quasi das Zentrum des Antiburschenschafterprotests: Würden sich dort doch laut der Offensive gegen rechts jeden Mittwoch die Burschenschafter des WKR (Wiener Korporationsring) auf der Rampe treffen, um für sich zu werben.

Die Österreichische Hochschülerschaft der Uni Wien hat ab acht Uhr früh eine Standkundgebung auf der Uni-Rampe angemeldet, auch das Bündnis NOWKR hat dort ab elf Uhr zur „Mobilisierung gegen die Schmissgermanen“ aufgerufen. Ziel sei, das „Fest der Freiheit“ zu verhindern. „Egal, mit welchen Mitteln“, erklärte NOWKR-Sprecherin Elisabeth Litwak.

Einsatzkräfte der Polizei zu Mittag bei der Uni
Einsatzkräfte der Polizei zu Mittag bei der UniAPA/HELMUT FOHRINGER

Aufruf zum friedvollen Protest

Zahlreiche Kritiker der Burschenschafter distanzieren sich von dieser Haltung und der Gruppierung NOWKR an sich aber ganz klar. Und so verteilt sich die Gegnerschaft des Burschenschafter-Events heute auf Wien und auf etliche einzelne Kundgebungen: Die Plattform „Jetzt Zeichen setzen“ aus zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen plant auf dem Morzinplatz, dem Stephansplatz und vor dem Denkmal der Republik am Renner-Ring Informationsveranstaltungen gegen den „Geschichtsrevisionismus“, den Burschenschafter rund um das Jahr 1848 betrieben. Auch andere Vereinigungen rufen zum friedlichen Protest, etwa die IKG, die fordert, ein „klares Zeichen gegen Rechtsextremismus“ zu setzen. Aber friedvoll: Wer „provokant Gewalt ausübt, agiert wie ein Provokateur der Rechtsextremen, lenkt die Aufmerksamkeit von ihnen ab und schadet dem Ansehen der Demokraten“. Ruhiger als die Demo dürften, so die Polizei, die Standkundgebungen ablaufen: Solche sind auf dem Heldenplatz, beim Märzpark, auf dem Deutschmeisterplatz, dem Stephansplatz oder der Freyung angemeldet, sagt Golob.

Die Polizei wird jedenfalls den ganzen Tag verstärkt in der Innenstadt präsent sein. Und sie appelliert „an die Vernunft“ der Demonstrationsteilnehmer. Ziel sei Deeskalation und Dialog, heißt es. Komme es aber zu Gewalt gegen Leib und Leben oder fremdes Eigentum, würden die Beamten freilich durchgreifen. Vor einer neuerlichen Eskalation der Proteste fürchtet man sich indes in der Innenstadt: Einzelne Geschäftsleute wollen früher schließen, Juwelier Chopard etwa hat eine geplante Veranstaltung verschoben.

Auch Verkehrsbehinderungen sind zu erwarten: Der ÖAMTC erwartet ab dem Vormittag Umleitungen, ab 17 Uhr ist aufgrund der Ringsperre mit großräumigen Behinderungen zu rechnen, die Wiener Linien stellen ihre Citybusse am späten Nachmittag ein und leiten Ring-Trams um. (cim)

Die Presse

Öffentliche Verkehrsmittel

Verkehrsbehinderungen


In der Wiener Innenstadt kommt es zu Einschränkungen bei Bus- und Straßenbahnlinien. Ab ca. 16 Uhr werden die Citybuslinien 1A, 2A und 3A eingestellt, die Vienna Ring Tram ist nur bis ca. 16:30 Uhr unterwegs. Bei den am Ring verkehrenden Straßenbahnlinien kann es ab ca. 17 Uhr zu kurzfristigen Ablenkungen und Kurzführungen kommen.

Es wird empfohlen, auf die U-Bahn-Linien auszuweichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2014)

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