Leitlinien: Wien bekommt strengere Regeln für Hochhäuser

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Bis Ende des Jahres soll es eine Verschärfung geben. Unter anderem soll künftig zwischen verschiedenen Stadtbereichen unterschieden werden. Auch stärkere Bürgerbeteiligung ist vor der Zulassung vorgesehen.

Wien. Wildwuchs. Dieses Wort tauchte in den vergangenen Jahren immer wieder auf, wenn in Wien über den Bau von Hochhäusern gesprochen wurde. Zuletzt sorgte etwa der geplante 73-Meter-Turm auf dem Areal des Eislaufvereins für Aufregung, aber auch schon zuvor entbrannten regelmäßig Debatten, wenn ein Gebäude über 35 Metern Höhe entstehen sollte. Genau hier will die Stadt Wien nun einhaken – und strengere Richtlinien für den Bau von Hochhäusern erarbeiten.



Zwar wurde schon im Jahr 2002 ein Hochhauskonzept erarbeitet – allerdings war es so allgemein gehalten, dass es nun überarbeitet wird. Unter anderem sollen nun verschiedene Stadtbereiche von Gründerzeit bis Donauplatte definiert werden. Schließlich gelten innerhalb eines bereits bebauten und mehr oder weniger einheitlich strukturierten Gebiets andere Voraussetzungen als auf der grünen Wiese oder in weniger dicht bebauten Regionen. „Es wird dann anhand dieser Definitionen Erwägungen geben, wie ein Hochhaus in diese Zone hineinpasst“, sagt Wolfgang Sengelin, Sprecher der für Stadtteilplanung zuständigen MA 21. In weniger dicht bebauten Vierteln werde es dementsprechend etwas leichter sein, ein Hochhaus zu errichten als etwa innerhalb des Gürtels. Wobei: „Es muss ins Stadtgefüge passen“, so Sengelin, „aber es wird sicher nicht unmöglich.“

Mehrwert eines Hochhauses

Neben der Analyse des Standorts soll auch der Planungsprozess genauer geprüft werden. Auch die Darstellung des öffentlichen Mehrwerts eines vielgeschoßigen Baus muss künftig nach strikteren Kriterien erfolgen. „Es ist die Weiterentwicklung des bestehenden Konzepts von 2002, das sich bis jetzt sehr stark auf den Verkehr bezogen hat“, sagt Sengelin. Soll heißen, dass vor allem geprüft wurde, ob ein geplantes Hochhaus an ein höherrangiges öffentliches Verkehrsmittel, etwa die U-Bahn, angeschlossen ist. In Zukunft soll es zusätzlich auch einen stadträumlichen Ansatz geben.

Erst wenn das Projekt allen Kriterien entspricht, soll künftig ein Verfahren zur Qualitätssicherung eingeleitet werden – und in das muss auch die Bevölkerung einbezogen werden. Geprüft werden dabei unter anderem die „städtebauliche und sozialräumliche Verträglichkeit“ und die Wind- und Beschattungswirkung. Erst wenn alle Nachweise erbracht worden sind, ist ein Baubeginn möglich.

Bleibt noch die Frage, für welche neuen Projekte diese Regeln überhaupt gelten: Auch in Zukunft werden all die Kriterien an Gebäude über 35 Metern Höhe angelegt – ab dann spricht man in Wien von Hochhäusern. Derzeit gibt es in der Bundeshauptstadt mehr als 250 Türme – von Ringturm bis zum Millennium Tower. (eko/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.06.2014)

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