Krauss: „Bedarf an Jugend qualifiziert mich“

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Maximilian Krauss (FPÖ) will entgegen allen Widerständen Stadtschulrat-Vizepräsident werden. Der umstrittene Burschenschafter ist pädagogisch unerfahren – dafür jung, meint er.

Die Presse: Bürgermeister Häupl will Ihre Ernennung zum Vizepräsidenten des Stadtschulrates blockieren. Endet Ihre Karriere, bevor Sie begonnen hat?

Maximilian Krauss: Nein. Häupl hat gesagt, dass er nach seinem Urlaub das Gespräch suchen wird. Darauf freue ich mich. Und ich erwarte, dass er das uns zustehende Recht anerkennt (als zweitstärkste Partei hat die FPÖ Anspruch auf den Stadtschulrat-Vizepräsidenten, Anm.).

Das Gespräch könnte schwierig werden – Sie haben ihn früher als Türkenbürgermeister bezeichnet.

Das war ein Begriff, den auch unser Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache ihm hat ausrichten lassen – die beiden können auch noch miteinander reden.

Er könnte einen anderen FPÖ-Politiker für den Posten fordern, weil Sie aus einer rechten, schlagenden Burschenschaft kommen.

Das ist absurd. Eine Burschenschaft ist ein privater Verein. Wir sind basisdemokratisch organisiert, existieren seit 120 Jahren, sind nie negativ aufgefallen – so habe ich es weiterhin vor.

Wie passen dazu frühere Forderungen nach reinen Ausländerklassen, Kastration für Kinderschänder, „türkisches Blut zurück in die Türkei“?

Einem jungen Politiker muss zugestanden werden, etwas zuspitzen zu dürfen.

Zurück zu Ihrem vielleicht künftigen Job. Warum wollen Sie unbedingt Vizepräsident im Stadtschulrat werden?

Es braucht frischen Wind im Stadtschulrat, und die Schüler bekommen einen Ansprechpartner, der ungefähr im gleichen Alter ist und an den sie sich wenden können.

Sie beschreiben den Job eines Schülerombudsmanns, Sie wollen aber Vizepräsident werden.

Ich möchte etwas weiterbringen.

Sie haben aber keine Macht, dürfen die Präsidentin nicht vertreten, nicht einmal repräsentieren. Dafür bekommen Sie als Vizepräsident 4500 Euro monatlich. Sollte dieser sinnlose Job nicht abgeschafft werden?

Man könnte darüber diskutieren, Vizepräsidenten und geschäftsführende Präsidentin abzuschaffen. Denn der Präsident ist der Bürgermeister. Aber es geht nicht, nur den Vizepräsidenten und damit die Kontrollrechte abzuschaffen.

Sie sind 21 Jahre alt, studieren Jus, haben keine schulpolitische Erfahrung. Was qualifiziert Sie als Stadtschulrat-Vizepräsident?

Der Bedarf an Jugend qualifiziert mich. Es gibt nun einen jungen Menschen im Stadtschulrat, auf den junge Menschen zugehen können.

Jugend allein ist keine Qualifikation. Haben Sie irgendeine fachliche Ahnung von Pädagogik?

Ich habe acht Jahre Erfahrung im Ring Freiheitlicher Jugend, bei dem ich mit jungen Menschen zu tun hatte.

Als Pädagoge?

Ich habe dort Jugendlager mitorganisiert.

Wollen Sie weiterhin reine Ausländerklassen in Wien?

Wir sollten jene Schüler, die nicht gut Deutsch können, von jenen differenzieren, die gut Deutsch können. Heute hat die Integrationskommission von Minister Sebastian Kurz diese Forderung offiziell übernommen.

In Wien haben 50 Prozent der Schüler Migrationshintergrund. Wie soll das funktionieren?

Von den 50 Prozent kann ein hoher Anteil gut Deutsch – mir geht's nicht um alle Migrantenkinder. Es kann auch Österreicher geben, die aus legasthenischen Gründen nicht perfekt Deutsch können.

Damit würde lernschwache österreichische Schüler in eine Ausländerklasse müssen.

Das wäre eine Deutsch-Lernklasse, die ein Jahr gefördert wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2014)

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