Zwei Unbekannte schießen gegen 12.30 Uhr in Wien-Floridsdorf auf offener Strasse mehrmals auf den tschetschenischen Flüchtling Umar Israilov. Wenig später stirbt der 27-Jährige im Spital. Währenddessen entdecken die Ermittler das Fluchtfahrzeug - einen grünen Volvo. Noch am Nachmittag verhaftet die Polizei in Niederösterreich den Besitzer des Wagens, einen 40-jährigen Landsmann Israilovs. Er wird verdächtigt, den Mördern als Fahrer gedient zu haben.
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Erste Spekulationen über politische Hintergründe der Ermordung Israilovs werden laut. Die Rede ist unter anderem von Verbindungen zum Geheimdienst und der Leibgarde des Russland-treuen Tschetschenen-Präsidenten Ramsan Kadyrow. Von offizieller Seite gibt es dazu keine Stellungnahme.
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Die Staatsanwaltschaft (StA) Wien gibt bekannt, dass Israilov sich bedroht gefühlt hat und beim Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) vergeblich um Personenschutz gebeten hat. Die damals "vage Bedrohungslage" habe keine Sofortmaßnahmen notwendig machten, argumentiert das LVT.
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Der Vater von Israilov erhebt in einer "öffentlichen Erklärung" schwere Anschuldigungen und berichtet über Drohungen von russischer Seite gegen seinen Sohn. Der Grund: Dieser habe mit Anzeigen und Klagen versucht, gegen seine Gefangenschaft sowie Folter und Verbrechen im Regime von Tschetscheniens Präsidenten Ramzan Kadyrow (Bild) vorzugehen. Das Innenministerium bestätigt unterdessen, dass im Juni 2008 bei der Einvernahme eines russischen Staatsbürgers eine "Todesliste" mit 300 Namen erwähnt worden sei. Über die tatsächliche Existenz gebe es keinen Aufschluss.
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Weitere Berichte, laut denen ein Asylwerber gegenüber dem LVT von Mordplänen gegen Israilov gesprochen hat, werden offiziell bestätigt. Der wegen Drohungen gegen den 27-Jährigen festgenommene Mann bezeichnet sich als Geheimagent und wird noch während der Ermittlungen aus fremdenpolizeilichen Gründen abgeschoben.
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Innenministerin Maria Fekter (ÖVP) sorgt mit der Aussage, die Familie Israilov habe "dezidierten Polizeischutz abgelehnt" für Aufruhr. Gleichzeitig wird das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) in die Ermittlungen mit einbezogen. Auf einer Internetliste mit mehr als 2500 angeblichen Zielpersonen des russischen Geheimdienstes findet sich der Name Umar Israilov. 21. JännerFekter stellt ihre Behauptung richtig, dass Israilov Personenschutz abgelehnt habe: "Im Laufe der weiteren Ermittlungen haben sich diese Informationen in Folge anders dargestellt."
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Der Wiener Polizeipräsident Gerhard Pürstl (Bild) räumt eine Fehleinschätzung der Polizei ein. Die Behörden hätten Schutzmaßnahmen abgelehnt, weil sie kein konkretes Bedrohungsszenario erkannten.
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Die Ermittler legen neue Beweismittel vor: Mit einem Phantombild und dem Foto einer in der Nähe des Tatortes gefundenen Tarnjacke hoffen die Ermittler auf neue Hinweise. Israilov wird unter strenger Bewachung am Zentralfriedhof beigesetzt. Auf der Tarnjacke werden Hautabriebspuren gefunden, die auf verwertbare DNA in Innsbruck analysiert werden.
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Der Grüne Sicherheitssprecher Peter Pilz fordert Innenministerin Maria Fekter (V) zum Rücktritt auf. Er spricht von engen Kooperationen zwischen dem BVT und russischen Geheimdiensten zum Nachteil tschetschenischer Flüchtlinge. Fekter weist das zurück.
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Die Polizei nimmt in Niederösterreich, Wien und Oberösterreich sieben Männer aus Tschetschenien fest. Bei 18 Hausdurchsuchungen in vier Bundesländern entdecken die Ermittler auch eine heiße Spur: Zwei Patronenhülsen des Kalibers 7,65 mm - passend zur Mordwaffe. Ob die eigentlichen Täter sich unter den Festgenommenen befinden, ist zunächst unklar. In den darauffolgenden Wochen werden vier Verdächtige wieder freigelassen.
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Eine Sondereinheit der polnischen Polizei nimmt in einem Hotel einen der zwei Hauptverdächtigen fest. Es soll sich aber nicht um den Todesschützen, sondern um seinen Begleiter handeln.
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Chronologie eines Polit-Mordes
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