Weihnachtsbeleuchtung: Mariahilfer Straße setzt auf retro

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Kommenden Samstag starten die ersten Weihnachtsbeleuchtungen. Während fast alle Einkaufsstraßen auf modernes Design umgestellt haben, setzt die Mariahilfer Straße auf Retro-Look.

Ausgerechnet die Mariahilfer Straße. Ausgerechnet jene Straße, die dank Neugestaltung nicht nur zeigen soll, wie urbanes, modernes Leben – Fußgängerzone statt Autoverkehr – funktioniert, sondern ganz nebenbei auch den Wiener Grünen in Sachen Image behilflich sein soll. Ausgerechnet dort also, wo kommenden Freitag mit einem Grätzelfest die Fertigstellung des ersten Teils der Mariahilfer Straße neu gefeiert wird, wird heuer die alte Weihnachtsbeleuchtung ausgepackt. Jene Beleuchtung, die dort schon seit dem Jahr 1993 hängt.

Während in den letzten Jahren – genau genommen von 2005 bis 2011 im Rahmen des Projekts „Light up“ – nahezu die ganze Stadt mit modernen Weihnachtsbeleuchtungen ausgestattet wurde, will man auf der Mariahilfer Straße davon nichts wissen. Sollen woanders X-Wings, übergroße Luster oder rote Kugeln baumeln, auf der Mariahilfer Straße setzt man auf Tradition in Form von Sternen, Tannenbäumen und Rentieren, die Schlitten mit Geschenkspackerln ziehen. Tagsüber im Reisig-Look, abends leuchten dann die Glühbirnen. LED? Zu teuer. „Selbstverständlich bleiben wir bei der alten Beleuchtung. Oder geben Sie mir 800.000 Euro, damit wir eine neue kaufen können?“, sagt Adolf Brenner, Obmann des Clubs der Unternehmer der Mariahilfer Straße. Wie bei jeder anderen Einkaufsstraße auch sind nämlich die Kaufleute für die Finanzierung der Beleuchtung zuständig. Von der Stadt Wien und der Wiener Wirtschaftskammer gibt es lediglich einen Zuschuss.


Bald wieder retro. Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger hingegen hätte nichts gegen ein neues Design. „Die Beleuchtung ist schon etwas in die Jahre gekommen, wenn wir noch ein paar Jahre warten, ist sie wieder retro“, meint er. Er würde sich über etwas Neues freuen, die Entscheidung liege aber nicht bei ihm.

Selbst wenn die Kaufleute das Geld für die Neugestaltung der 1,8 Kilometer langen Beleuchtung hätten, solange Adolf Brenner hier etwas mitzureden hat, dürfte sich das Design nicht ändern. „Wir sind die letzte Einkaufsstraße, die noch eine weihnachtliche Beleuchtung hat“, meint er. Auf die Luster am Graben angesprochen, meint er nur: „Alles hat seinen gewissen Reiz, aber ich frage mich, was das mit Weihnachten zu tun hat.“

Im Lauf der kommenden Woche wird mit der Montage der Beleuchtung begonnen. Für 27. November ist ein Testlauf geplant, am 28. November wird die Mariahilfer Straße, gemeinsam mit den anderen Wiener Einkaufsstraßen, offiziell illuminiert. Bis 11. Jänner werden die Lichterketten dort hängen.

Etwas früher – und moderner – werden Teile der Innenstadt beleuchtet. Am 15. November, also am kommenden Samstag, werden die Lichter in der Wollzeile und im Palaisviertel (Bognergasse, Am Hof, Naglergasse, Herrengasse) eingeschaltet. Am Graben wird am Montag mit der Montage begonnen, eingeschaltet wird aber auch hier erst am 28. November.

Während man bei den rund 40 beleuchteten Einkaufsstraßen großteils auf die LED-Technik, die bis zu 80 Prozent Strom sparen soll, umgestellt hat, setzt man auf der Mariahilfer Straße auf 5000 Glühbirnen.

Umstellung kostet. „Eine Umstellung auf LED ist viel zu teuer, das würde 40.000 Euro kosten. Auch die haben wir nicht“, sagt Brenner. Er hofft mit seinen Kollegen darauf, dass die neue Technik in den nächsten Jahren billiger wird. „Bis dahin haben wir uns für die nächsten drei Jahre mit Restposten von Glühbirnen eingedeckt.“ Er kann sich also nur eine technische Umstellung vorstellen. Das Design würde er erst dann erneuern, „wenn alle Adventmärkte ihre Holzhütten durch moderne Glashütten ersetzen“.

Zeitplan

15. November: Kommenden Samstag werden die ersten Wiener Einkaufsstraßen weihnachtlich illuminiert: die Wollzeile und das Palaisviertel.

28. November: Um 17 Uhr wird die Wiener Weihnachtsbeleuchtung offiziell eingeschaltet – auch in der Mariahilfer Straße, die als letzte Einkaufsstraße auf die alte Beleuchtung setzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2014)

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