Wien: „Häufung der Hauseinstürze in Fünfhaus auffällig“

WIEN-F�NFHAUS: TEILEINSTURZ EINES LEERSTEHENDEN WOHNHAUSES
WIEN-F�NFHAUS: TEILEINSTURZ EINES LEERSTEHENDEN WOHNHAUSES(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Bereits zum dritten Mal innerhalb eines Jahres stürzte ein Altbauhaus in Fünfhaus ein. Die Baupolizei sieht keinen Zusammenhang. Experten spekulieren, ob die Vorfälle etwas mit kanalisierten Bächen zu tun haben.

Wien. Schon wieder ist ein Haus eingestürzt – und schon wieder in Rudolfsheim-Fünfhaus. Weil am zweistöckigen Gründerzeitgebäude gerade Bauarbeiten durchgeführt wurden, stand es leer. Verletzt wurde Sonntagmittag daher niemand. Kurzfristig wurden umliegende Häuser evakuiert, am Abend konnten die Anrainer zurückkehren.

Es ist bereits das dritte Mal innerhalb eines Jahres, dass Gebäude in Fünfhaus in sich zusammenstürzen – und das im Umkreis von rund 150 Metern. Erst im Dezember kam es zu einem Teileinsturz eines Altbaus in der Äußeren Mariahilfer Straße – Grund soll Pfusch auf dem Bau sein. Zu viel Wasser sei bei Grabungen für den Lift in den Boden eingedrungen, daher habe das Erdreich nachgegeben. Im April 2014 war ein Haus im selben Block eingestürzt, nachdem es zu einer Gasexplosion gekommen war. Warum das Haus am Sonntag eingestürzt ist, bleibt vorerst unklar.

Die Baupolizei sieht trotz der Häufung keinen Zusammenhang zwischen den Vorkommnissen. Anders sieht das Andreas Kolbitsch, Professor an der Fakultät für Bauingenieurwesen auf der TU: „Die Häufung der Hauseinstürze in Fünfhaus ist auffällig.“

Bei einem Rundgang zwischen den Einsturzbauten fällt auf: Bei den Häusern in der Umgebung besteht Schieflage. So neigen sich etwa in der Schwendergasse zwei Altbauten deutlich nach rechts. Auch in den Häusern gibt es Mängel: Über die Wände ziehen sich tiefe Risse, bei manchen Stufen sind Niveauunterschiede von mehreren Zentimetern zu erkennen. Eine Mieterin hat einen Verdacht: „Unser Haus ist wie viele andere im Grätzel auf Stelzen gebaut, weil hier früher ein Bach war“, erzählt die Frau, die namentlich nicht genannt werden will. „Diese geben irgendwie nach.“ Seit Jahren schaue sie zu, wie sich ihr Grätzel verändere, Risse immer größer würden. Sie sei sehr verunsichert und jeden Tag froh, dass ihr Haus noch stehe. Die ehemaligen Wienerwaldbäche, die zahlreich über den Westen Wiens in Richtung Zentrum flossen, sind heute alle unterirdisch in Kanälen verlegt. Wasser sollte das Erdreich darum nicht aufweichen. „Es kann auch sein, dass es gar nichts damit zu tun hat, es wäre aber spannend, sich die Wassersituation dort einmal anzusehen“, sagt Andreas Kolbitsch. Dazu komme wohl auch, dass Gebäude und Schäden gerade in dieser Gegend in den letzten Jahren nicht so genau beobachtet wurden, mit alter Bausubstanzen teilweise schlecht umgegangen wurde – dann krache es eben.

„Pickerl“ fürs Haus

Dass Schäden rechtzeitig bemerkt werden, soll künftig das „Bauwerksbuch“ sicherstellen, das seit Sommer 2014 im Baurecht verankert ist. Umgebaute Häuser und Altbauten müssen jetzt zum „Pickerltest“ und regelmäßige Statikprüfungen bestehen.

Für die Bauarbeiter bleibt das Haus in der Schwendergasse vorerst Sperrzone. „Es braucht ein Sicherungskonzept, bevor hier weitergearbeitet werden kann“, sagt Baupolizeisprecher Hannes Kirschner am Montag. (ath)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.03.2015)

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