Polizeigewalt? Staatsanwalt ermittelt gegen 14 Personen

Mittlerweile untersucht die Staatsanwaltschaft Eisenstadt die Gewaltvorwürfe einer 47-Jährigen gegen Wiener Polizisten. Ein Abschlussbericht soll erst in acht Wochen fertig sein.

Im Fall einer 47-jährigen Wienerin, die zu Silvester in Wien festgenommen wurde und Misshandlungs-Vorwürfe gegen die Polizei erhoben hat, ermittelt die Staatsanwaltschaft Eisenstadt gegen 14 Personen. "Die meisten von ihnen sind im Polizeidienst", sagt Roland Koch, Sprecher der Behörde, am Donnerstag. Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt hat den Fall von den Wiener Kollegen übernommen.

Laut Koch werden insgesamt 25 Personen - Beschuldigte, Zeugen und Opfer - einvernommen. "Läuft alles planmäßig, rechnen wir mit einem Abschlussbericht des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung in acht Wochen", so Koch zur Austria Presseagentur.

Umstrittene Amtshandlung auf Überwachungsvideo

Die 47-Jährige war in der Silvesternacht am Gelände einer Tankstelle in der Wiener Innenstadt festgenommen worden. Die Szenen wurden von einer Überwachungskamera erfasst und auf einem halbstündigen Video festgehalten (Kurzfassung siehe unten). Nach der Amtshandlung wurden bei der Frau im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) unter anderem ein Bruch des Steißbeins, Prellungen von Schädel und Knie sowie Blutergüsse festgestellt.

Die Staatsanwaltschaft Wien brachte gegen die Frau einen Strafantrag ein, ohne das Video zu sichern. Auch auf eine Befragung der Polizisten zum Sachverhalt und darauf, ein gerichtsmedizinisches Gutachten in Auftrag zu geben, war von der Anklagebehörde verzichtet worden.

Die Oberstaatsanwaltschaft Wien delegierte die Ermittlungen gegen die Polizisten nach Eisenstadt, wo auch das gegen die Frau laufende Verfahren wegen versuchten Widerstands gegen die Staatsgewalt und schwerer Körperverletzung weiterbearbeitet wird. Der Prozess gegen die 47-Jährige, der noch im März hätte stattfinden sollen, wurde inzwischen wieder abberaumt. Die Entscheidung, ob und wann eine Hauptverhandlung stattfinde, liege beim Landesgericht für Strafsachen Wien, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Koch diese Woche.

Auch Video wird ausgewertet

Das Video, das die Festnahme zeige, sei mittlerweile im Internet online. "Es ist natürlich da, wir haben Zugriff, keine Frage, das wird ausgewertet", sagte Koch. Über einzelne Ermittlungsmaßnahmen gebe er "zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskunft."

Die Stadtzeitung "Falter" berichtete in ihrer dieswöchigen Ausgabe, dass sich in dem Fall ein unbeteiligter Zeuge gemeldet habe. Der Mann, ein ehemaliger Behindertenbetreuer, habe gesagt, von der Frau sei keinerlei Gewalt ausgegangen, hier liege "ein klassischer Fall einer Eskalationshandlung seitens der Polizei" vor. Ihm sei diese Information neu, so Koch. "Es wird sicher in alle Richtungen Beweismitteln nachgegangen, die es möglicherweise gibt", betonte der Sprecher am Mittwoch.

Das vom "Falter" publik gemachte Video (Kurzfassung):

(APA)

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