Wien: Radfahrer sollen mehr Platz haben

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Mit Piktogrammen am Boden will Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou Radfahrern sicheres Fahren neben Autos ermöglichen. In welchen Bezirken sie umgesetzt werden, steht allerdings noch nicht fest.

Wien. Gefühlt ist sie noch nicht ganz da, die Radfahrsaison – doch bald sollten Hagel und Regen vorbei sein. Und mit mehr Radfahrern auf den Straßen verliert der motorisierte Verkehr sein winterliches Monopol. Damit das Zusammenleben zwischen Auto- und Radfahrern besser funktioniert, hat Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) nun neue Piktogramme vorgestellt. Die sogenannten Sharrows – eine Kombination aus den englischen Wörtern Share (teilen) und Arrow (Pfeil) – sollen zum sicheren Radfahren beitragen. Vor allem in engen Straßen, wo kein Radfahrstreifen Platz habe, wie die Vizebürgermeisterin am Donnerstag bei der Präsentation erklärte. Sprich: Ein Werkzeug, das wohl in den inneren Bezirken Anwendung finden wird, wo die historisch gewachsenen Straßen enger sind.

Bis zu 20 Zentimeter mehr Platz zum Fahrbahnrand sollen die Piktogramme Radfahrern an den schwierigen Stellen schaffen. Denn Radfahrer würden, wenn sie den Piktogrammen folgen, weniger nah an den parkenden Autos vorbeifahren. Was automatisch die Gefahr von Unfällen durch Autofahrer, die plötzlich die Türen öffnen, verringere, so Vassilakou. Auch würden Autofahrer durch die Markierungen den Radfahrern beim Überholen mehr Platz lassen.

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Das allerdings nur, wenn die Piktogramme auch zum Einsatz kommen. Denn abgesehen von den drei getesteten Abschnitten in der Alser Straße, Gumpendorfer Straße und Nußdorfer Straße sind noch keine weiteren Piktogramm-Stellen in den Bezirken fixiert. Die Implementierung von Fahrradmaßnahmen ist, wie Vassilakou selbst sagt, nämlich zu „80 Prozent Bezirkskompetenz“.

So gebe es gerade einmal zwei Fahrradstraßen in Wien und nicht, wie gewünscht, in jedem Bezirk eine, kritisierte die Vizebürgermeisterin. Auch diverse Lücken im Fahrradwegsystem der Stadt konnten aufgrund fehlender Bereitschaft in den Bezirken nicht geschlossen werden. Als Beispiel nennt Vassilakou den Radweg beim Naschmarkt – wobei hier mehr die Standler, die Parkplätze hergeben müssten, Widerstand leisten würden. Und nein, die rot regierten Bezirke würden nicht mehr blockieren als andere, sagte sie in Anlehnung an die unterkühlte Stimmung in der Koalition.

Laut Rathaus-Statistik hat in den Jahren 2010 bis 2013 die rot regierte Leopoldstadt übrigens mit knapp 6300 Euro am wenigsten für den Radverkehr ausgegeben und der rote Alsergrund mit 440.000 Euro am meisten.

Trotzdem mussten die Grünen ihr Ziel, was den Anteil an Radfahrern in Wien betrifft, überdenken. Wollte man zu Antritt der Koalition 2010 noch zehn Prozent Radfahranteil bis Ende 2015 schaffen, hofft man jetzt auf acht Prozent (derzeit 7,1 Prozent). „Ein Prozentpunkt Wachstum im Jahr“ sei das Maximum, was man erreichen könne, so Vassilakou. Um das zu schaffen, sind einige weitere Maßnahmen im Anrollen.

18 neue Radwege

Dazu gehören etwa 18 neue Radwege, die 2015 in Wien gebaut werden. Das zentralste Projekt: ein Radweg vom Franz-Josefs-Kai bis zur Maria-Theresien-Straße. Das teuerste: Mit 4,7 Mio. Euro wird ein Rad- und Gehweg die Holubstraße nahe dem ehemaligen Nordbahnhofgelände (zweiter Bezirk) an die Donau anbinden. Bis auf zwei weitere Projekte befinden sich die neuen Wege übrigens alle in den äußeren Bezirken wie Floridsdorf und Liesing. Was Vassilakou damit erklärt, dass es  tendenziell leichter sei, Radprojekte in Bezirken mit mehr Platz umzusetzen als in innerstädtischen Bereichen, wo Platz für Radfahrer oft für Parkplätze eingetauscht werden müsste.

Noch mehr grün eingefärbt

Ausgebaut werden 2015 auch die grünen Fahrradwege, die 2013 noch für viel Aufregung gesorgt haben. Die sind 2015 nun ein fixer Bestandteil des Radwegnetzes. So werden Radwege in Zukunft immer dort grün eingefärbt, wo es regelmäßig zu Konflikten mit Radfahrern und Fußgängern kommt. Grün ist der Radweg bereits auf einer langen Strecke auf dem Gürtel bei der Hauptbücherei, beim Westbahnhof und auf dem Ring. Demnächst sollen weitere Teile des Rings eingefärbt werden, erklärte Vassilakou. Grüne Radwege kommen – übrigens genauso wie die Sharrows – in anderen Städten zum Einsatz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2015)

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